Zwei Jahre lang war in Bremen in Bürgerversammlungen und Beratungen über die Verkehrsberuhigung eines Straßenzuges in Horn-Lehe beraten worden. Dennoch standen viele Autofahrerinnen und Autofahrer eines Tages unvermutet vor einigen Pollern und konnten nicht wie gewohnt weiterfahren. Dabei plante die Stadt, diese Maßnahme zunächst nur zu testen und auf das Feedback der Bürgerinnen und Bürger zu warten. Per Internet konnten alle Betroffenen ihre Meinung kundtun und Änderungsvorschläge machen.

Die Resonanz übertraf bei weitem die Erwartung der Stadt. Innerhalb von nur fünf Wochen wurde der Fragebogen mehr als 800-mal ausgefüllt. Mehr als 80 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wohnten im betroffenen Stadtteil. Der lokale Bezug hatte sie dazu bewegt, die Möglichkeit der Internet-Abstimmung wahrzunehmen. Auch mit der Altersstruktur waren die Frager zufrieden. Immerhin waren ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer älter als 60 Jahre. Dafür beteiligten sich allerdings Kinder und Jugendliche praktisch gar nicht. Überraschend war dagegen, dass der Frauenanteil mit 39 Prozent für ein verkehrspolitisches Thema ungewöhnlich hoch war. Schwachpunkt der Befragung war allerdings, dass es keinerlei Sicherheitskontrollen gab. So mag es zwar einige Bürgerinnen und Bürger ermutigt haben, sich anonym äußern zu können. Anderen konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie immer wieder abgestimmt hatten – lediglich die Angaben zum Wohnort wurden dabei verändert. Außerdem konnten natürlich besonders interessierte Kreise, zum Beispiel ein Sportverein oder ein Seniorenheim, ihre Mitglieder überdurchschnittlich motivieren. Obwohl es nur geringe Möglichkeiten gab, eigene Antworten einzutippen, wurde dies immerhin von einem Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer genutzt, um eigene Verbesserungsvorschläge zu machen. Dadurch wurde allerdings die Auswertung der Fragebögen deutlich schwieriger.

Insgesamt hat das Beispiel gezeigt, dass insbesondere bei lokalen Themen mit solchen Online-Befragungen sehr viele Menschen erreicht werden können. So können vor allem zu Beginn eines Projekts hilfreiche Impulse gegeben werden.

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Dr. habil. Hilmar Westholm
Forschungsgruppe Telekommunikation der Universität Bremen
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