»Auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit war der Familien-Tisch ein hilfreiches Instrument«, da waren sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei ihrer Jahresbilanz einig. Aber auch das wurde deutlich: »Das Ziel muss langfristig gesehen werden und kann nicht in fünf Arbeitssitzungen abgearbeitet werden«. Viel Engagement ist also gefragt, doch in Fulda bewiesen die Stadt und die Bürgerinnen und Bürger Ausdauer.

Im November 2001 wurde in Fulda der Familien-Tisch eingerichtet. Damals wurden rund 100 Bürgerinnen und Bürger eingeladen, die sich bereits in Vereinen, Organisationen und Institutionen für Familien einsetzten. Sie sollten gemeinsam einen Beitrag zur Familienfreundlichkeit der Stadt Fulda leisten. In den folgenden Diskussionen zeigte sich schnell, dass mit der »Familienfreundlichkeit« viele Themen verbunden waren, beispielsweise die Finanzlage oder auch die Arbeitswelt. Dabei ging es den Beteiligten darum, möglichst konkrete Projekte zu entwickeln, die auch umgesetzt werden könnten. Schnell bildeten sich Arbeitsgruppen, die Themen wie »Der Familienfreundliche Betrieb« oder »Betreuung« aufgriffen. Innerhalb eines Jahres kam es zu jeweils fünf Arbeitssitzungen. Zunächst überlegten die Beteiligten, was sich ändern müsste, damit beispielsweise Beruf und Familie besser vereinbart werden könnten. Die Ideen wurden in Informationsbroschüren und Leitfäden zusammengetragen. Dabei wurde auch klar, dass es nicht nur um eine soziale Frage geht, sondern auch Unternehmen etwas tun müssen, um langfristig gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu binden. Daher veranstalteten die Mitglieder der Projektgruppen Informationsveranstaltungen in zahlreichen Unternehmen. »Zwischenzeitlich hat auch die IHK Fulda das Thema aufgegriffen und eine regionale Initiative gestartet«, berichtet Angelika Kiel von der Projektgruppe, »unser Ziel ist es, möglichst viele Unternehmen dafür zu gewinnen.« Auch andere Projektgruppen können inzwischen einige Erfolge aufzeigen. So hat die Gruppe »Betreuung« beispielsweise eine Kinderbetreuung an Samstagen von 10 bis 17 Uhr ins Leben gerufen. Die ersten Versuche waren so erfolgreich, dass nun versucht wird, diese Möglichkeit dauerhaft anzubieten. Auch partnerschaftliche Probleme oder komplexe Themen wie die Ganztagsschule werden von den Projektgruppen bearbeitet.

Nach einem Jahr wurde eine erste Bilanz gezogen. Und die war durchweg positiv. Dabei war allen klar: »Familienfreundlichkeit ist mehr als die bisher entwickelten Projekte.« Deshalb wurden auch bei dieser Veranstaltungen Ideen und Kritik gesammelt, was in Zukunft zu tun sei. Aus Sicht von Daniele Heinzerling vom Familienbeirat war der »Familien-Tisch« »ein Türöffner für die Zukunft, da er Kontakte zu vielen Akteuren aufgebaut hat und so ein Netzwerk entstanden ist«, an dem der Familienbeirat aktiv weiterarbeiten werde. Zur Zeit wird das Modellprojekt »Familien-Tische« außer in Fulda noch in drei weiteren hessischen Kommunen umgesetzt. Unterstützt wird es dabei vom Hessischen Sozialministerium und der gemeinnützigen Hertie-Stiftung, fachlich begleitet wird es vom IFOK in Bensheim. Sieben bayerische Kommunen haben inzwischen ebenfalls »Familien-Tische« gestartet.

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