»Jeder gegen jeden«, so stellte sich für Reinhard Sellnow die Situation in München dar, als er um die Mediation im Fall »Wiener Platz« gebeten wurde. Die Mittel für eine Umgestaltung waren bereitgestellt. Aber ein Umbau scheiterte am Streit der Betroffenen. Anwohnerinnen und Anwohner, Geschäftsinhaberinnen und Geschäftsinhaber, Stadtverwaltung und Bürgerinitiativen – jeder hatte andere Vorstellungen, und so blockierten sich alle gegenseitig. Angesichts dieses Patts schien ein Mediationsverfahren mit allen Beteiligten die letzte Chance, das Problem zu lösen.

Als Diskussionsgrundlage dienten ein Plan des Hochbauamtes, aber auch Anregungen von Anrainern, die bereits bei einer Bürgerversammlung ein Jahr zuvor eingebracht wurden. Ziel war es, eine Lösung zu finden, die im größtmöglichen Interesse aller liege. Dazu wurden die Betroffenen in Gruppen eingeteilt, die verschiedene Blickwinkel vertreten sollten. Diese Gruppen bestimmten jeweils einen Vertreter, der zusammen mit den Mediatoren zunächst in Vorgesprächen die Erwartungen und Wünsche der Gruppe offen legen sollte. Die Ergebnisse wurden zu einer Konfliktanalyse zusammengestellt. Sie bildete die Diskussionsgrundlage für das eigentliche »Wiener Platz Forum«. Das Forum selbst dauert zwei Tage. Die Vertreter der Interessensgruppen bildeten dabei eine Art Innenkreis. Daneben standen Vertreter der Politik, der Stadtverwaltung und Experten als eine Art Außenkreis, dem eine beratende und zuhörende Funktion zufiel. An diesem Wochenende wurde geklärt, welche Punkte sofort konsensfähig sind, welche nach Diskussionen konsensfähig werden könnten und welche Punkte voraussichtlich Dissens bleiben würden. Schließlich wurden von dem Innenkreis Ziele für eine künftige Gestaltung und Nutzung des Wiener Platzes im Konsens festgelegt.

Aus Sicht von Reinhard Sellnow war das Mediationsverfahren dringen nötig, »nur so konnte zunächst die Pattsituation zwischen den einzelnen Gruppen aufgelöst werden«. Auch im Nachhinein betrachtet, hatte man eine gute Wahl getroffen. Denn das Ergebnis der Mediation konnte von der Bauverwaltung der Stadt schließlich umgesetzt werden. Es kommt allen Betroffengruppen soweit wie möglich entgegen. Schließlich gelang es sogar, letzte Einzelheiten vom Hochbauamt und den Vertretern der Interessengruppen ohne Mediator selbst regeln zu lassen. Der neue Wiener Platz konnte daher im November 2002 eröffnet werden.

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Reinhard Sellnow
Amtmannsbrücklein
D-90475 Nürnberg
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