Die Gesamtkomposition

Seite 1: Einfachheit, Übersichtlichkeit

Als Komposition verstehen wir jede Folie, das Übersichts-Plakat, jedes Flip-Chart, jede Pinnwand-Fläche, jede softwaregestützte Projektion, etc. mit Schrift und/oder graphischen Elementen bzw. Animationen.

Jede gute Visualisierung soll auf den ersten Blick erfassbar sein, abgeschlossen, eindeutig, klar und/oder selbsterklärend. Sie sollte eher wie ein Plakat gestaltet sein, das Sie im Vorbeifahren erfassen im Unterschied zu einer Werbebeilage in einer Zeitschrift, mit der Sie sich auch länger beschäftigen können.

Tipp

Prinzipiell ist weniger mehr: Lassen Sie auch Leerraum wirken!
Klarheit vor Schönheit – denn Klarheit   i s t   schön!

Strukturieren Sie!!!

  1. Bauen Sie logisch auf.
  2. Heben Sie w i c h t i g e Daten hervor – und nur diese.
  3. Fassen Sie Sinneinheiten durch räumliche Nähe (Blöcke), gleiche Farbwahl, gleiche Form etc. zusammen und machen Sie Rahmen um Pinnwand-Kompositionen.
  4. Achten Sie auf Lesegewohnheiten: von oben nach unten, von links nach rechts.
  5. Strukturieren Sie komplexe Darstellungen und unterteilen Sie diese in nachvollziehbare Teilschritte, z.B. durch Klappfolien, schrittweises Einblenden durch Präsentationssoftware, ...
Wichtig

3 ist sehr gut. Mehr als 7 ist zuviel.

Das Gehirn ist in der Lage, gleichzeitig maximal 7 (plus/minus 2) Gliederungspunkte zu überschauen. Ideal, weil besonders gut merkbar sind Dreierstrukturen.

Beispiel

Vieles BeMERKENSwerte hat Dreierstruktur:

  • Verbreitete Welttheorien (Vater – Sohn – Heiliger Geist; Arbeit – Boden – Kapital)
  • Werbung (»drei Dinge braucht der Mann... «; »zu Lande, zu Wasser, in der Luft«)
  • Partei- und Firmennamen, die aus drei Buchstaben bestehen (AEG, IBM, SEL)

(Schau-)Bilder für Publikum sollten einfach und selbsterklärend sein:
mindestens doppelt so einfach und viermal so deutlich, wie ein Schaubild in einer schriftlichen Arbeit. Ein Bild zeigen Sie ab jetzt wirklich nur noch dann, wenn es zu Ihrem Thema »mehr als tausend Worte sagt«.

Die »15-Sekunden Regel«:

Ihr Vortrag ist dann verständlich visualisiert, wenn jede projizierte Folie vom Publikum in maximal 15 Sekunden in ihren Grundzügen erfasst werden kann. Das besagt nicht, dass Sie alle 15 Sekunden eine neue Folie auflegen sollen.

Seite 2: Farben, Formen

Überschriften

  1. Versehen Sie j e d e Komposition mit einer Überschrift.
  2. Überschriften sind besser als »Unterschriften«, denn das Auge liest von oben nach unten.
  3. Formulieren Sie Überschriften als Aussagen:<br />Statt: »Entwicklung der Ausgaben«<br />Besser: »Die Ausgaben haben sich verdoppelt«<br />Statt: »Jugendfarmbesucher nach Altersgruppen«<br />Besser: »Die meisten unserer Jugendfarmbesucher sind jünger als 14 Jahre«

Textelemente

  • Visualisiert werden grundsätzlich Stichworte, keine Sätze. Schreiben Sie jedes Wort aus – benutzen Sie keine Abkürzungen oder Kürzel, denn Abkürzungen sind nicht eindeutig.
  • Auf eine Folie schreiben Sie maximal 8 Zeilen im Querformat bzw. 15 Zeilen im Hochformat in ausreichend großer Schrift (mindestens 20 Punkt).
  • Auf einer Karte schreiben Sie maximal drei Zeilen und fangen Sie jede Zeile links an.
  • Quellenangaben müssen sein – aber unauffällig.
  • Inverse Schrift (helle Schrift auf dunklem Grund) reduziert die Lesbarkeit um 30 %.

»Wat jestrich’n is, kann schon nich durchfall’n.«

Eine der größten Sünden bei der Vorbereitung ist: Halbpassendes ungeändert übernehmen. Wählen Sie (selbst)kritisch aus. Machen Sie es passend!! Oder zeigen Sie es nicht.

Trainieren Sie das Weglassen. Weniger ist oft mehr. Wenn es sehr viele Folien waren, sagen sonst Ihre Zuhörer: »Na, – drei Folien mehr und es wäre ein Film gewesen...«.

Schauen Sie sich das, was Sie tun wollen vom Blickwinkel der Zuschauer an. Würden Sie selbst gerne diese Bilder sehen, diesen Vortrag hören? Falls nicht – werfen Sie den Vortrag weg und beginnen Sie neu.

Testen Sie Ihre Visualisierung auf Rechtschreibung und Überflüssiges

Geben Sie Ihre Folien und Plakate Ihren Kollegen, Feunden und Familienmitgliedern zum Probelesen und versprechen Sie:

  • Einen Euro für jeden entdeckten Rechtschreibfehler. Wer sich intensiv mit einer Gestaltung beschäftigt, sieht zum Schluss seine Rechtschreibfehler und Auslassungen nicht mehr.
  • Einen Euro für jedes überflüssige Wort, das Ihre »Probanden« Ihnen nachweisen können.

Vielleicht wird diese Übung teuer – aber lehrreich ist sie auf jeden Fall. Unnötige Worte ermüden und verwirren unsere Zuhörer und schwächen unsere Kernaussagen.

Sinn-volle Farben und ...

Farbe bringt Wirkung. Formen, Farben und Musterungen sind Bedeutungsträger, ebenso Schriftarten. Also verwenden sie »übliche« Darstellungsweisen und wechseln Sie sie nur bei Sinnwechseln:

Beispiel
  • Wichtiges rot
  • Angaben zur Initiative in der Kennfarbe der Initiative (CI)
  • Urwald grün – Wüste gelb
  • und das im ganzen Vortrag einheitlich
  • An was denken Sie bei einer lila Kuh? Genau!
Tipp

Farbe im Text erhöht

  • die Lesebereitschaft um 40 %
  • die Verständlichkeit um 73%
  • die Merkfähigkeit um 85%


Vorsicht vor Farborgien:
Grundfarbe schwarz plus drei weitere Farben je Komposition sind meistens genug. Das gilt für Schrift-, Karten- und Materialfarben.

... sinn-volle Formen

Für Formen gelten die gleichen Prinzipien wie für Farben. Hier noch einige Formen und ihr üblicher Einsatz:

Tipp
  • Benutzen Sie normalerweise Rechtecke.
  • Wolken sind Überschriften und Fragen vorbehalten,
  • Ovale, Kreise, Sechsecke etc. dienen Ergänzungen und zur Hervorhebung und Betonung.
Seite 3: Schreiben, Schrift

Schrift ist eine Konvention
Wenn Sie Ihre Genialität zeigen wollen, tun Sie dies bitte nicht beim Schreiben.

Soll ich von Hand schreiben?

Grundsätzlich gilt: Plakate oder einen ausgearbeiteten Tafelaufschrieb im Lauf einer Präsentation zu erzeugen, nimmt sehr viel Zeit in Anspruch. Aus grundsätzlichen Erwägungen sollten Sie dies nur selten und überlegt tun.

Tipp

Planen Sie Ihre Tafelbilder/Flip-Chart-Zeichnungen im kleineren Maßstab vorab, und überlegen Sie sich, was Sie wohin schreiben wollen. Je mehr Platz zum Schreiben zur Verfügung steht, desto größer ist die Gefahr, alles »irgendwohin« zu schreiben. Wer nicht vorplant, geht in der Größe der Schreibfläche verloren und kommt zu einem chaotischen Gesamtbild.

Eine bessere Möglichkeit, zeitsparend den Fortgang des Vortrages auch optisch zu dokumentieren, können vorgeschriebene, halbfertige Plakate sein, die während des Vortrages komplettiert werden, durch Füllen der Lücken oder Einkleben von vorbereiteten Textteilen (Klebestifte machen es möglich... ).

Eine schnelle Flip-Chart- oder Tafel-Skizze zu einer Aussage unterstützt das Verstehen und kann sinnvoll sein.

Falls Sie von Hand schreiben ...

  • schreiben Sie leserlich, in Groß- und Kleinbuchstaben.
  • Machen Sie kurze Ober- und Unterlängen, aber breite Buchstabenmitten.
  • Schreiben Sie die Buchstaben eng aneinander und lassen Sie ausreichend Platz zwischen den Worten.
  • Benutzen Sie Stifte mit schräger Spitze so, dass die senkrechten Striche dicker sind.
Achtung

Vorsicht mit wasserlöslicher Schrift auf Folien!

  • Sie sollten Schreiber, die wasserlösliche Schrift erzeugen, nur verwenden, wenn Sie zusätzliche Anmerkungen auf fertig gestalteten Folien anbringen wollen.
  • Bitte beschriften Sie niemals Ihre Folien mit »wasserlöslichen« Stiften!
  • Wenn Sie im Vortrag mit angstfeuchter Hand auf Ihre wasserlöslich beschriftete Folie greifen, wird Ihre Hand bunt eingefärbt und Ihre Arbeit verwischt. Peinlich!
Seite 4: Tabellen, Diagramme

Tabellen und Diagramme: »Aus Zahlen werden Bilder«

»Zu dem, was ich soeben über die Technik der Rede gesagt habe, möchte ich noch kurz bemerken, dass viel Statistik eine Rede immer sehr hebt. Das beruhigt ungemein, und da jeder imstande ist, zehn verschiedene Zahlen mühelos zu behalten, macht das viel Spaß.«
(Kurt Tucholsky, »Ratschläge für einen schlechten Redner«)

Tipp

Grundsätzlich gilt: Haben Sie auch beim Erstellen von Tabellen, Schaubildern und Diagrammen stets die Situation und Ihre Zielgruppe im Sinn.

Heben Sie die beabsichtigte Aussage hervor.
»Mitgliederentwicklung der letzten zehn Jahre« ist wesentlich langweiliger als die Überschrift: »Seit März haben wir mehr als tausend Mitglieder«.

Beschriften Sie  j e d e  Linie/Achse/Spalte/Kurve.
Diagramme und Schaubilder sollten für den Betrachter selbsterklärend sein.

Welches Diagramm für welchen Zweck?

Kreisdiagramm = 100%
Wollen Sie Anteile an einem Ganzen zeigen, x % von 100 %, verwenden Sie ein Kreisdiagramm. Für das Zeigen von mehr als einer »Gesamtheit” ist ein Säulendiagramm besser geeignet.

Stellen Sie möglichst nicht mehr als sechs Komponenten dar. Sind es mehr, zeigen Sie die fünf wichtigsten und fassen den Rest als »Sonstige” zusammen. Unser Auge ist an Uhren gewöhnt. Beginnen Sie den wichtigsten Sektor an der 12-Uhr-Linie.

Punktediagramm
Wollen Sie eine Beziehung zwischen Variablen zeigen, verwenden Sie ein Punktediagramm.

Balkendiagramm
Wollen Sie eine Rangfolge zeigen, ein größer, kleiner, besser, schlechter, verwenden Sie ein Balkendiagramm.

An der Vertikalen werden Objektbezeichnungen vermerkt: Bereiche, Städte, Unternehmungen, Personen, Produkte.
Ordnen Sie die Balken in der zu betonenden Rangfolge an. Den wichtigsten Balken in der kräftigsten Farbe. Die Abstände zwischen den Balken sollen kleiner sein als die Balken selbst. Zahlenwerte geben Sie möglichst rund an: 12 Prozent statt 12,3 oder 12,378 Prozent.

Säulen- und Kurvendiagramm
Wollen Sie eine Veränderung im Laufe der Zeit zeigen, Steigerung, Rückgang, Stagnation, im Monats-, Quartals-, Jahreslauf, oder wollen Sie eine Häufigkeitsverteilung zeigen, Altersgruppen, statistische Verteilung, verwenden Sie ein Säulendiagramm oder ein Kurvendiagramm.

Für maximal 6 bis 7 Punkte verwenden Sie eher ein Säulendiagramm, bei mehr Werten eher ein Kurvendiagramm. Ein Säulendiagramm betont abgeschlossene Zeiträume (z. B. Quartal), eine Kurve die Entwicklung in einem Zeitraum (z. B. Zahl der Mitglieder). Achten Sie beim Kurvendiagramm darauf, dass die eigentliche Kurve stärker ist als die Basislinien, die Hintergrundlinien schwächer als die Basislinie.

Achtung

Gehen Sie nicht zu sehr in Detail – fassen Sie die unbedeutenden kleinen Zahlenwerte zu »Sonstiges« zusammen. Mit Pseudo-Exaktheit macht man sich lächerlich.

Beispiel

Ein Besucher fragt einen Aufpasser im Museum: »Wie alt sind diese Saurierknochen?« – »Die sind 25 Millionen und 14 Jahre alt.« – Woher wissen Sie das denn so genau?« – »Na ja, als ich hier anfing, sagte der Direktor zu mir, dass diese Knochen 25 Millionen Jahre alt sind, und das ist jetzt vierzehn Jahre her.«