Konkrete Ziele für die Aktion

Hat sich eine Gruppe über das Thema verständigt, eine Kampagne ausgearbeitet oder beschlossen, sich an einer laufenden Kampagne zu beteiligen, stellt sich die Frage nach einer (öffentlichkeitswirksamen) Aktion. In den meisten Gruppen gibt es aufgrund von politischen Kulturen und Erfahrungen „Vorlieben“ für bestimmte Aktionsformen, bei eingespielten Gruppen werden oft standardmäßig immer wieder die gleichen Aktionsformen durchgeführt. Meist mehr aus dem Grund, dass man weiß, wie sie zu organisieren sind und sich damit wohl fühlt, als aus inhaltlich-strategischer Überlegungen heraus.

Tipp

Es hilft, sich zu Beginn einer Aktionsplanung immer die konkreten strategischen Ziele der Kampagne klar zu machen und zu fragen, was das konkret anstehende Ziel zum momentanen Zeitpunkt ist: Was und wer soll mit genau dieser Aktion im Rahmen der Kampagne jetzt erreicht werden

Bild, Ausdruck und Botschaft der Aktion entwickeln und Aktionsideen sammeln

Da viele Aktionsformen existieren, bietet sich für die Entwicklung einer Aktion an, ein wildes Brainstorming zu machen und auf zu schreiben:

  • Welche Aktionsformen fallen uns ein?
  • Welche Aktionen haben wir selbst schon durchgeführt?
  • Welche gibt es sonst noch?

In laufenden Kampagnen gibt es oft auch ausgearbeitete Vorschläge für Aktionen, die mit bereits vorgefertigten Aktionsmaterialien leicht selbst durchzuführen sind.  Inspiration für Aktionsideen können auch Sportarten, (Kinder-)Spiele, Sprichwörter, Karikaturen, Witze oder Liedtexte liefern, die entsprechend der Thematik gespielt, umgestaltet, umgedichtet werden.

Literaturtipp

Einen Überblick unterschiedlicher Aktionsformen liefern zum Beispiel diese Handbücher:

Amann, Marc (2010): go.stop.act! Die Kunst des kreativen Straßenprotests. Aktionen. Geschichten. Ideen.

Boyd, Andrew/Mitchel, Dave Oswald (2014): Beautiful Trouble. Handbuch für eine unwiderstehliche Revolution.

Kampagnen oder Gruppen kann nach passenden Aktionsideen Ausschau gehalten werden; die reichhaltige Geschichte Sozialer Bewegungen kann hier viel Inspiration liefern.

Wenn auf diesem Weg eine breite Sammlung von Aktionsideen entstanden ist, wird sich eine Gruppe recht schnell auf eine Vorauswahl von Aktionen einigen können, die zu den Zielen der Aktion sowie der Gruppe und ihrer Ressourcen passen. Dabei kann sich je nach konkreter Ausgestaltung eine Aktionsform für die Verfolgung sehr unterschiedlicher Ziele eignen und eine Aktion kann durchaus mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen.

Hier ist eine explizite Festlegung entscheidend, was primär erreicht werden soll und was zudem auch noch erfüllt werden kann. Ein Aktion kann sowohl Passant/innen informieren, als auch Bilder für Medien liefern – es kann aber auch besser sein, sich auf das eine oder andere Ziel zu fokussieren. Gemeinsame Selbstorganisation und Selbstermächtigung von Betroffenen in und durch eine Aktion kann unter Umständen ein wichtigeres Ziel sein, als mit dieser Aktion viele Reaktionen auf der Straße auszulösen.

Auch wenn die Ziele von Aktionen sehr unterschiedlich sein können – von Aufklärung und der Verbreitung von Informationen bis zum unmittelbaren Verhindern z.B. durch direktes Blockieren – geht es bei Aktionen immer auch um Kommunikation nach Außen und das Vermitteln von Bildern und Botschaften. Dabei soll bei Sympathisant/innen Zustimmung und Mobilisierung ausgelöst, bei neutralen Passant/innen und Beobachter/innen einer Aktion sowie Medienkonsument/innen Verständnis und Sympathie geweckt, bei politischen Adressat/innen oder Gegner/innen ein Umdenken und das Gefühl von öffentlichem Druck erzeugt werden.

Tipp

Um zu verhindern, dass Aktionen gar nicht oder falsch verstanden werden, sollte bei deren Auswahl und Konzeption immer mit überlegt werden, was die Aktion nach Außen kommuniziert:

  • Soll die Aktion seriös und unaufdringlich erscheinen, ist vielleicht ein klassischer Infotisch passend.
  • Soll die Aktion überraschend sein, kreativ und witzig daherkommen, ist vielleicht ein Flash Mob richtig oder eine Theaterperformance.
  • Soll die Aktion Druck machen, ist vielleicht eine Demonstration angemessen – oder eine Aktion zivilen Ungehorsams, wenn andere Mittel des Protests ausgeschöpft sind.

In jeder dieser Aktionen wird das Bild maßgeblich auch vom Aussehen (Kleidung, Mimik, Gestik, Aktionsmaterialien) und der Stimmung der Teilnehmenden geprägt. Freude und Spaß, Trauer, Angst, Ärger und Wut sind Emotionen, die nicht nur Motivation für eine Aktion sind, sondern sich auch über die Aktion weiter vermitteln.

Tipp

Je nach Zielsetzung der Aktion und der Zielgruppen ist die vermittelte Stimmung und Haltung in einer Aktion von hoher Relevanz.