Erfolge feiern

Die Auswertungsarbeit sollte mit einer Feier abgeschlossen werden. So kann dieser letzte Schritt in der Organisation einer Kampagne oder Initiativeauch zur Kraftquelle für die weitere Arbeit werden. Anlass zum Feiern gibt es nicht nur dann, wenn alle Ziele erreicht sind und der optimale Weg gegangen wurde. Gefeiert werden können und sollten auch kleine und Teilerfolge, und selbst der völlige Misserfolg muss das Feiern nicht ausschließen. Denn es wurde etwas gewagt, es wurden Grenzen erfahren und Wichtiges für die weitere Arbeit gelernt.

Schließlich ist der sichtbare Erfolg nicht das einzige Wesensmerkmal guter, sinnvoller Aktivitäten. Unabhängig vom Erfolg erleben und demonstrieren Sie mit jeder Aktion Ihre Handlungsfähigkeit und Ihre Bereitschaft, für die Lösung eines Problems an Grenzen zu gehen, diese zu überschreiten und dabei eben eventuell auch Misserfolge zu riskieren.

Vielleicht kennen Sie den Film »Einer flog über das Kuckucksnest«. Wenn nicht, nutzen Sie die nächste Gelegenheit, ihn anzuschauen. Er ist ein wunderbares Dokument für die Spannungen, die in unserer Gesellschaft existieren zwischen ursprünglicher Lebensfreude und Nonkonformismus einerseits und Anpassung an Normen und Entfremdung bis hin zu psychischer Selbstverstümmlung andererseits. Eine Szene ist in unserem Kontext hier sehr interessant:

Jack Nicholson, im Film ein Zocker und Draufgänger, befindet sich wegen verschiedener Gewaltdelikte in einer geschlossenen Anstalt. Immer zu einem Spielchen bereit, wettet er gegen all seine Mitinsassen, dass er es schaffe, ein schweres Steinwaschbecken aus seiner Verankerung zu reißen. Der Versuch wird zu einer Art Performance. Nicholson setzt all seine Kräfte ein, kämpft gegen diese Masse aus Stein – und scheitert. Im Weggehen, schweißüberströmt und um etliche Dollar ärmer – was vielleicht nur fair ist, denn sonst hat er immer die anderen abgezockt –, dreht er sich noch einmal um und sagt: »Okay, ich hab's nicht geschafft, aber ich hab's wenigstens versucht und alles gegeben. Ihr, Ihr versucht es ja noch nicht einmal. Ihr kennt doch Eure Möglichkeiten und Grenzen überhaupt nicht.«

Tipp

So viel zum Thema Erfolg. Merke: Wer immer nur ins Schwarze trifft, steht mit Sicherheit zu nah an der Zielscheibe.

Schließlich ist es sinnvoll, bei der Frage nach dem Erfolg über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen auf die unbeabsichtigten, beiläufig erzielten und dennoch relevanten Ergebnisse des eigenen politischen Handelns. So haben die großen Sozialen Bewegungen seit den 70er-Jahren, wie die Frauen-, Friedens- oder die Anti-AKW-Bewegung, so manches nicht beabsichtigte Ergebnis erreicht. Sie haben, das würden auch ihre schärfsten Gegner nicht bestreiten, die politische Kultur in diesem Land maßgeblich verändert, obwohl dies nicht ihr originäres Ziel war. Sie konnten zahlreiche unbeabsichtigte Erfolge verzeichnen, von denen nachfolgende Bewegungen und Initiativen profitiert haben.

Solche unbeabsichtigten Erfolge zu erkennen und in ihrem Zustandekommen zu verstehen, kann für die Weiterarbeit der Initiative fruchtbar sein.