Finanzierung

Das Projekt »Malstatt gemeinsam stark (Bottom up!) – Büro für Selbstorganisation und Beteiligung in Malstatt« ist ein Projekt der Landeshauptstadt Saarbrücken. Träger des Projektbüros für »Selbstorganisation und Beteiligung« und Anstellungsträger der Projektkoordinatorin/Organizerin ist das Diakonische Werk an der Saar. »Bottom up« ist ein Pilotprojekt im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik und wird vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) gefördert. Mit fünfzehn in den Jahren 2012 und 2013 geförderten Pilotprojekten sollen innovative und beispielhafte Handlungs- und Lösungsansätze für Bürgerbeteiligung an Planungsprozessen unterstützt und bekannt gemacht werden. Ergänzend gefördert wird das Projekt 2012 im Rahmen des Bundesprogramms »Toleranz fördern – Kompetenz stärken« durch das Mikroprojekt »Migrant/innen mischen mit« zur Einbindung von Migrantinnen und Migranten in den Prozess der Aktivierung und Selbstorganisation.

Ziele des Projekts

Die Beteiligungsprozesse im Kontext Grüne-Insel-Kirchberg und bei der Erstellung des Stadtteilentwicklungskonzeptes (StEK) sollen durch das Projekt »Malstatt gemeinsam stark (Bottom up!)« zusammengeführt, verstetigt und intensiviert werden. Dabei soll die Mitwirkung von Stadtteilakteuren und Bewohner/innen an der integrierten Stadtteilentwicklung nachhaltig gestärkt werden:

Tipp

Es sollen möglichst bislang nicht organisierte, eher beteiligungsferne, benachteiligte Bevölkerungsgruppen, insbesondere auch Migrantinnen und Migranten, dafür gewonnen werden, aktiv an der Gestaltung des Stadtteils mitzuwirken. Bereits aktive Einzelpersonen, Organisationen und Initiativen sollen in ihrem Engagement gestärkt werden. Durch die gemeinsame Priorisierung von Aktivitäten werden Kräfte gebündelt und die knappen zivilgesellschaftlichen Ressourcen des Stadtteils geschont. Durch den Aufbau einer Selbstorganisation schaffen die Bewohner/innen und Stadtteilakteure mittelfristig die Voraussetzung, ihre Interessen dauerhaft vertreten und organisieren zu können.

Als Ergebnis konzertierter Bürgerlobbyarbeit unter breiter Beteiligung der Bewohner/innen und relevanter Akteure im Stadtteil wird eine Stadtteilentwicklungsstrategie entworfen, die dazu beiträgt, Unterstützung durch Akteure außerhalb des Stadtteils einzuwerben und Fördermittel nach Malstatt zu holen.

In einem demokratisch anspruchsvollen Prozess soll im Verlauf des Projekts eine selbsttragende Stadtteilorganisation entstehen. Diese Organisation soll dann mit ihren demokratischen Diskussions- und Entscheidungsstrukturen dafür sorgen, dass die im Verständigungsprozess zwischen Bewohnerschaft, Politik und Verwaltungsakteuren erarbeiteten Ziele und Maßnahmen verbindlich vereinbart werden. Um die Unabhängigkeit der Bürgerorganisationen zu wahren, soll in der Projektlaufzeit geprüft werden, inwiefern unabhängige Gelder für Community Organizing erschlossen werden können.

Mit dem Pilotprojekt wird in einem lernenden Prozess eine Schnittstelle zwischen Verwaltung und lokalen Milieus aufgebaut. Es steht exemplarisch für einen Übergangsbereich zwischen Beteiligung, Aktivierung und dem Aufbau lokaler zivilgesellschaftlicher Netzwerke. Die erfolgreichen Elemente des Projektes und ihre Erfolgsfaktoren sollen identifiziert und für weitere Beteiligungsprozesse im Stadtgebiet nutzbar gemacht werden.

Der Kampf um die Wilhelm-Meyer-Brücke. Eine Aktion zum Erhalt einer Fußgängerbrücke

Ende 2007 wurde bekannt, dass der Entwurf des Haushalts der LHS Saarbrücken für 2009 den ersatzlosen Abriss einer Fußgängerbrücke zwischen Oberem und Unterem Malstatt vorsah. Zählungen des Stadtteilbüros Malstatt und des Amtes für Straßenbau ergaben, dass die Wilhelm-Meyer-Brücke an einem gewöhnlichen Werkstag rund 1.300 Mal überquert wird.
Eine Gruppe besorgter Bewohner und Bewohnerinnen ergriff Anfang 2008 mit Unterstützung des Stadtteilbüros Malstatt (im Rahmen eines laufenden  Community Organizing-Prozesses) die Initiative. Zunächst wurden Informationen eingeholt, um von der aufgeregten Verständnislosigkeit im Stadtteil zu einer nüchternen Einschätzung zu gelangen. Als nächste Schritte folgten die Organisation einer Stadtteil-Lobby für den Erhalt der Wilhelm-Meyer-Brücke und die Kontaktaufnahme zu den Vorsitzenden der Stadtratsfraktionen und den betreffenden Amtsleitungen. Dreißig Gewerbetreibende, mehr als ein Dutzend Vereine, Kirchengemeinden und Initiativen und alle in Malstatt organisierten politischen Parteien das Aktionsbündnis erklärten ihre Unterstützung für das Bündnis. Über 2.800 Bürgerinnen und Bürger haben bis Ende April einen Aufruf des Aktionsbündnisses an die Politiker und Politikerinnen im Stadtrat unterschrieben. Anlässlich einer öffentlichen Versammlung im April stellten engagierte Bewohner/innen vor 115 Anwesenden den Vertreter/innen aller im Stadtrat vertretenenFraktionen die Frage, ob sich ihre Fraktion für den Erhalt der Brücke einsetzen wird. Alle Fraktionsvertreter/innen unterschrieben öffentlich eine entsprechende Erklärung. Im September wurde der Neubau der Fußgängerbrücke im Stadtrat entschieden und in der Folgezeit insgesamt eine Million Euro investiert. Zwei Jahre später war es dann soweit: mit einem interkulturellen Fest wurde des Saarlands schönste Fußgängerbrücke ihrer Bestimmung übergeben.