eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 2/2025 (20.02.2025)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Bundestagswahl 2025
- Publikationen
- Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Studie: Reduktion sozialer Ungleichheiten durch freiwilliges Engagement?
Fast 30 Millionen Bürger/innen engagieren sich in Deutschland freiwillig, der Anteil freiwillig engagierter Menschen nimmt in den letzten zwanzig Jahren stetig zu. Freiwilliges Engagement gilt dabei als wichtige Stütze der Gesellschaft. Eine aktuelle Veröffentlichung des Maecenata Instituts für Philanthropie und Zivilgesellschaft zeigt nun jedoch, wie soziale Ungleichheiten den Zugang, die Anerkennung und die Erträge ehrenamtlicher Tätigkeiten beeinflussen. Empirische Studien belegen: Während privilegierte Gruppen häufiger aktiv sind und Schlüsselrollen übernehmen, stoßen benachteiligte Gruppen auf strukturelle Hürden. Damit kann freiwilliges Engagement bestehende Ungleichheiten nicht nur abbilden, sondern sogar vertiefen. Doch wie kann es gelingen, Teilhabe gerechter zu gestalten?
Die Studie im Wortlaut (PDF)
Forschungsvorhaben: Sinn im Ehrenamt – Engagierte sinnvoll koordinieren
Die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt fördert ein aktuelles Forschungsvorhaben, das untersucht, wie ein gutes Matching zwischen den Engagierten und der Organisation, in welche sie sich einbringen, entstehen kann. Ziel ist es, die Faktoren zu identifizieren, die für beide Seiten Zufriedenheit und langfristiges Engagement fördern. Im Rahmen der Studie werden nun Daten sowohl aus Organisations- als auch aus Freiwilligenperspektive gesammelt. Engagierte Einzelpersonen und interessierte Organisationen können sich ab sofort für die Teilnahme an der Studie registrieren. Es können alle Organisationen mitmachen, bei denen Freiwillige und/oder Ehrenamtliche tätig sind. Da der Forschungsschwerpunkt auf dem »Ankommen« der Engagierten liegt, werden ausschließlich Personen befragt, die ihr freiwilliges Engagement im Zeitraum von Januar 2025 bis einschließlich Mai 2025 neu aufnehmen.
Deutscher Preis für Unternehmensengagement
Das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen leistet einen wertvollen Beitrag für den sozialen Zusammenhalt. Der von UPJ ausgelobte Deutsche Preis für Unternehmensengagement zeichnet in diesem Jahr erstmals Unternehmen aus, die sich mit ihrem freiwilligen Engagement für die Gesellschaft engagieren. Bewerben können sich gewinnorientierte Unternehmen jeder Größe und Branche, die sich strategisch und in Partnerschaft mit der Zivilgesellschaft für Chancengerechtigkeit, Teilhabe, Demokratie und Klimaschutz einsetzen. Bewerbungen sind noch bis zum 18. April 2025 möglich.
Bundeszentrale für politische Bildung: Bibliotheken als Orte der Demokratie
Bibliotheken als Orte der Informationsfreiheit stärken die Demokratie. Mit ihren zahlreichen Angeboten sind sie fester Bestandteil der Dorf- und Stadtgesellschaft und ermöglichen Austausch und Begegnung. Mit ihnen wird der gesellschaftliche Zusammenhalt vor Ort gestärkt. Im Rahmen des Projektes »Land.schafft.Demokratie«, das bereits 2023 und 2024 in insgesamt 25 kleineren Bibliotheken umgesetzt wurde, wird die Bundeszentrale für politische Bildung auch in diesem Jahr deutschlandweit wieder 15 Bibliotheken in ländlichen Räumen dabei unterstützen, Angebote für Demokratie, Dialog und Vielfalt in ihren Regionen zu unterbreiten. Noch bis zum 3. März 2025 können sich Bibliotheken in Orten mit bis zu 50.000 Einwohner/innen für das Programm bewerben.
Makura: Kulturelle Bildung in der Demokratie
Gesellschaftlicher Zusammenhalt und demokratisches Miteinander sind in einer komplexer werdenden Welt, in Zeiten globaler Krisen und zunehmender politischer und gesellschaftlicher Konflikte wichtiger denn je. Der Kultur kommt in dieser gesellschaftlichen Lage eine besondere Aufgabe zu. Einerseits kann Kultur Werte wie Meinungsfreiheit, Respekt und Solidarität stärken, andererseits kämpfen Kultureinrichtungen vermehrt gegen antidemokratische und extremistische Kräfte, die die Potenziale der Kunst und damit auch ein fundamentales Element der Demokratie in Frage stellen. Aber wie können Kultureinrichtungen demokratiefördernd wirken und welche Rolle spielt die kulturelle Bildung dabei? Und wie können Angebote der kulturellen Bildung und Initiativen zur Verbesserung der kulturellen Teilhabe Gemeinschaften dabei unterstützen, resilient zu bleiben und sich aktiv für demokratische Werte einzusetzen? Diesen Fragen widmet sich das bundesweite Onlineportal Makura, ein Angebot der Kulturstiftung der Länder, in einem aktuellen Themenschwerpunkt.
Regionalbewegung: Erfolgreiche Erzeuger-Verbraucher-Dialoge
Ein aktueller Handlungsleitfaden der Regionalbewegung möchte zivilgesellschaftliche Initiativen und Vereine, Kommunen und Einzelpersonen unterstützen, eigene »Erzeuger-Verbraucher-Dialoge« zu organisieren und so aktiv in ihrer Region nachhaltige Landwirtschaft und Wertschöpfungsketten voranzubringen. Die Broschüre bietet einen Einblick in die Konzeption und Umsetzung erfolgreicher Dialoge. Sie liefert praxisnahe Tipps und Werkzeuge für die Planung, von der Auswahl geeigneter Themen über Veranstaltungsformate bis hin zu Moderationstechniken. Ob World-Cafés, Verkostungen oder Fishbowl: die Broschüre stellt erprobte Formate vor, die an individuelle Bedürfnisse angepasst werden können. Zudem enthält sie Checklisten und Zeitpläne, die eine strukturierte Vorbereitung erleichtern.
Die Broschüre im Wortlaut (PDF)
Im Fokus: Bundestagswahl 2025
Orientierung gesucht: Wie kann Zivilgesellschaft wieder für mehr demokratische Zuversicht in Deutschland sorgen?
Am 23. Februar 2025 finden vorgezogene Wahlen zum Deutschen Bundestag statt. Doch wie geht unsere Gesellschaft ins Wahljahr 2025? Was treibt sie derzeit im Alltag politisch um? Wie blicken die Menschen aufeinander und was halten sie von unserer Demokratie? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt einer aktuellen Studie, die die gemeinnützige Organisation More in Common im Vorfeld der Bundestagswahl vorgelegt hat. Während sich viele Menschen in Deutschland Gedanken über die Zukunft machen, zeigt die Studie gleichzeitig eine große Unzufriedenheit mit der derzeitigen politischen Realität: 71 Prozent der Menschen fühlen sich demnach von der Politik in Krisenzeiten allein gelassen, immer mehr Menschen erleben die deutsche Gesellschaft zunehmend als gespalten. Dennoch ermittelt die Studie ein klares Bekenntnis der Menschen zur Demokratie. Jérémie Gagné und David Melches stellen Hintergrund und weitere Ergebnisse der Studie in ihrem Gastbeitrag vor.

Betrifft Wahlrecht: Über den Tellerrand schauen
Herausgehobenes Beteiligungsrecht in einer repräsentativen Demokratie ist das Wahlrecht; Wahlen sind nach wie vor der zentrale Modus politischer Inklusion. Der Bundestag wird 2025 mit einem neuen Wahlrecht gewählt, um die extrem gewachsene Zahl der Überhang- und Ausgleichsmandate zu reduzieren. Allerdings führt das neue Wahlsystem dazu, dass manche Wahlkreise nicht mehr im Bundestag vertreten sein werden. Vor dem Hintergrund der vor dem Bundesverfassungsgericht verhandelten Wahlrechtsreform der Ampelkoalition hat der Fachverband Mehr Demokratie verschiedene Ideen formuliert, wie sich das Wahlrecht in Deutschland verbessern ließe. Karl-Martin Hentschel stellt die Vorschläge in seinem Gastbeitrag vor.

Bundestagswahl: Keine Demokratie ohne starke Zivilgesellschaft
Im Vorfeld der Bundestagswahl haben zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen Analysen und Wahlprüfsteine zur Engagementförderung und Demokratiestärkung in Deutschland formuliert. Ob NABU, BAGSO oder Bundesjugendring: das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement hat online zivilgesellschaftliche Stimmen und Stellungnahmen zusammengestellt, die einen guten Überblick über Themen, Handlungsfelder, Forderungen und Wünsche an die kommende Regierung bieten.
Bundestagswahl: Positionspapier des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat ein Forderungspapier zur Bundestagswahl vorgelegt: In der nächsten Legislaturperiode müsse es darum gehen, die grundsätzliche Wertschätzung für den Sektor in konkretes Handeln zu übersetzen. Um freiwilliges Engagement und Ehrenamt zu fördern, sollten bürokratische Hürden abgebaut und alltagstaugliche Rahmenbedingungen geschaffen werden. Dies beinhalte eine umfassende Modernisierung des Vereins- und Stiftungsrechts, beispielsweise im Rahmen eines eigenständigen Engagement- und Ehrenamtsstärkungsgesetzes. Notwendig ist aus Sicht des Bundesverbandes ein regelmäßiger Austausch zwischen Staat und Zivilgesellschaft. Eine zentrale Ansprechperson im Bundeskanzleramt sollte die Engagementpolitik koordinieren. Bei der anstehenden Evaluierung der BGB-Stiftungsrechtsreform spricht sich der Bundesverband für Nachbesserungen aus. Weiterhin soll durch sektorenübergreifende Zusammenarbeit der Innovationsstandort Deutschland gestärkt und Freiräume für zivilgesellschaftliches Engagement geschützt sowie das Haushalts- und Zuwendungsrecht reformiert werden.
Das Positionspapier im Wortlaut (PDF)
Bundestagswahl: Für eine nachhaltige und sozial gerechte Digitalisierung
Das zivilgesellschaftliche Bündnis Bits & Bäume fordert die zukünftige Bundesregierung dazu auf, die Potenziale der Digitalisierung für eine sozial gerechte und nachhaltige Zukunft zu nutzen. Die zwölf Organisationen des Bündnisses aus den Bereichen Umwelt-, Sozial- und Digitalpolitik kritisieren, dass die Chancen der Digitalisierung für gesellschaftlichen Zusammenhalt, Gute Arbeit und Innovation bislang nicht genutzt würden. Insbesondere in Zeiten, in denen die Macht einzelner großer Tech-Milliardäre sowie -Konzerne auf die Politik und Demokratie deutlich werde, müsse die neue Bundesregierung einen digitalpolitischen Kurs für soziale Gerechtigkeit und die Umwelt vorlegen, der es ermöglicht, Klimapolitik und Digitalisierung zusammenzudenken. Die sieben Kernforderungen des Bündnis werden in einem ausführlichen Positionspapier erläutert.
Das Positionspapier im Wortlaut (PDF)
Bundestagswahl: Gemeinnützigkeitsrecht und zivilgesellschaftliches Engagement
Demokratie braucht einen rechtssicheren und unbürokratischen Rechtsrahmen für zivilgesellschaftliches Engagement. Daher sollte ein modernes Gemeinnützigkeitsrecht das Engagement für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit fördern. Von den weitreichenden Plänen der Ampel-Koalition zur nötigen Reform des Gemeinnützigkeitsrechts, die die drei Parteien in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart hatten, ist jedoch kaum etwas geblieben. Insbesondere fehlen weiterhin gemeinnützige Zwecke wie Förderung von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten, sowie eine taugliche Klarstellung, dass gemeinnützige Organisationen diese und andere Zwecke auch mit politischen Mitteln verfolgen dürfen. In den Wahlprogrammen zur vorgezogenen Bundestagswahl wird das Gemeinnützigkeitsrecht und das Recht der Zivilgesellschaft von den Parteien nun erneut unterschiedlich stark behandelt. Die Allianz Rechtssicherheit für politische Willensbildung, ein Zusammenschluss von fast 200 Vereinen und Stiftungen, hat vor diesem Hintergrund die Programme der Parteien untersucht, relevante Stellen zum Recht der Zivilgesellschaft herausgesucht und übersichtlich zusammengefasst.
Publikationen
Publikation: Migrant/innenorganisationen und lokale Geflüchtetenarbeit
Die Einwanderungsgesellschaft bringt zahlreiche Herausforderungen mit sich, denen sich viele engagierte Menschen und Organisationen alltäglich stellen. Auch Migrant/innenorganisationen setzen sich seit geraumer Zeit für die Belange geflüchteter und eingewanderter Menschen ein. Die Autor/innen der vorliegenden Publikation ziehen nun nach mehr als sechs Jahren der Begleitung und Unterstützung geflüchteter Menschen Bilanz: Migrant/innenorganisationen sind demnach als aktive (Mit-)Gestalter der Integration nicht mehr wegzudenken. Die vielen guten Beispiele zeigen, wie Geflüchtetenarbeit engagiert und besonnen »vor Ort« als Daueraufgabe gestaltet werden kann.
Elizabeth Beloe, Ümit Koşan, Wilfried Kruse, Martina Möller-Öncü, Andrés Otálvaro, Jenny Warnecke: Nahe bei den Menschen – Sechs Jahre lokale Geflüchtetenarbeit. Bielefeld 2025, 246 S., ISBN 978-3-8376-7188-9
Publikation: Wie Flüchtlingsintegration in Kommunen gelingen kann
Die kontroversen Diskussionen über Flucht und Migration begleiten die Öffentlichkeit seit vielen Jahren. Wie auch immer sich die Organisation der Migration europaweit entwickeln wird: Entscheidend ist, ob die Integration vor Ort gelingt oder nicht. Viele Haupt- und Ehrenamtliche in Kommunen, ob in Verwaltung oder Zivilgesellschaft, ob in Unternehmen oder Politik, setzen sich alltäglich dafür ein, brauchen jedoch Unterstützung. Das vorliegende Buch zeigt, wie Integration in den Kommunen gelingen kann – ob es um Arbeit, frühkindliche Bildung oder das Zusammenleben geht. Gute Praxisbeispiele unter anderem aus Potsdam, Rostock, Gelsenkirchen, Stuttgart, Krefeld und Leipzig runden das Buch ab.
Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Von Arbeit bis Zusammenleben. Wie Flüchtlingsintegration in Kommunen gelingen kann. Gütersloh 2025, 145 S., ISBN 978-3-86793-998-0
Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Fachtagung: ZEFFF 2025
Am 6./7. März 2025 findet in Berlin die diesjährige Fachtagung der Zivilgesellschaftsforschung in Deutschland (ZEFFF) statt. Unter dem programmatischen Motto »Umbruch, Druck, Transformation?« (PDF) diskutieren die Teilnehmer/innen an zwei Tagen, wie sich das Engagement und die Freiwilligendienste in der Gegenwart gestalten und welche Entwicklungen die Zukunft prägen könnten. Die Tagung wird veranstaltet von Voluntaris und der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt.
Tagung: Klimaschutz als zivilgesellschaftliche Aufgabe
Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement und die Stiftung Mercator laden am 27. März 2025 in Berlin zur Programmtagung »Klimaschutz als zivilgesellschaftliche Aufgabe« ein. Ziel der Veranstaltung ist es, zivilgesellschaftliche Akteurinnen aus vielen verschiedenen Bereichen ins Gespräch darüber zu bringen, wie Klimaschutz sowohl innerhalb der eigenen Strukturen als auch gesellschaftlich im Sinne einer sozial-ökologischen Transformation vorangebracht werden kann.