eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 8/2024 (30.08.2024)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Aktuelle Studien (Teil 2)
- Publikationen
- Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Forum für Demokratie und Bürgerbeteiligung 2024
Der Schutz des Klimas und der natürlichen Lebensgrundlagen ist eine der zentralen Aufgaben unserer Zeit. Die dafür notwendigen sozial-ökologischen Transformationsprozesse werden jedoch nur dann erfolgreich sein, wenn sie demokratisch ausgehandelt und von möglichst vielen Menschen getragen und umgesetzt werden. Doch wie können diese großen gesellschaftlichen Herausforderungen angesichts vielfältiger Hemmnisse, Schwierigkeiten, Verwerfungen und Widerstände gelingen? Wie können wir die anstehenden Veränderungsprozesse demokratisch bearbeiten? Und welche neuen Formen der Beteiligung und Kooperation benötigt eine zukunftsfähige Gesellschaft? Diesen Fragen geht das diesjährige Forum für Demokratie und Bürgerbeteiligung der Stiftung Mitarbeit nach. Die Tagung wendet sich an Interessierte aus Bürgerschaft, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft, die eine zukunftsorientierte Demokratie mitgestalten wollen. Anmeldeschluss ist der 15. September 2024.
Umfrage: Stadtplanung für soziale Resilienz in Stadtvierteln
Im Rahmen eines aktuellen Forschungsprojektes der TU Dortmund werden engagierte Stadtmacher/innen, Platzgestalter/innen und andere ehrenamtlich engagierte Personen gesucht, die an einer Online-Befragung teilnehmen wollen. Das Ziel von UPRUN (»Urban Planning for Social Resilience in Urban Neighbourhoods. Transformative Change through Civic Engagement«) ist es, die Bedeutung und Rolle zivilgesellschaftlichen Engagements für die Planung und Gestaltung von Städten sowie das Zusammenleben in Städten zu untersuchen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden genutzt, um hybride Lehrmodule zu entwickeln, die es Studierenden und Lehrenden ermöglichen, städtische Nachbarschaften durch Planung, kollektives Handeln, Innovation und Lernen resilienter zu machen. In einer europaweiten Erhebung engagierter Personen und Initiativen möchten die Wissenschaftler/innen nun in einem ersten Schritt die Art des Engagements, die Motivation zivilgesellschaftlicher Akteure, die Möglichkeiten der gesellschaftlichen Partizipation sowie die Potenziale und Grenzen des bürgerschaftlichen Engagements identifizieren.
Offene Daten: Impulse für die Engagementforschung und -förderung
Das im August 2024 erschienene Papier fasst ein Treffen der Mitglieder des Forums Zivilgesellschaftsdaten in Berlin zusammen, bei dem aktuelle Entwicklungen in der Generierung und Nutzung von Offenen Daten (Open Data) diskutiert wurden. Die Bereitstellung Offener Daten bietet viele Chancen für die Zivilgesellschaftsforschung und zivilgesellschaftliche Organisationen selbst, ist aber noch zu selten gelebte Praxis. Das vorliegende Papier skizziert Chancen und Barrieren der systematischen Bereitstellung Offener Daten aus Forschungs- und Praxisperspektive.
Das Arbeitspapier im Wortlaut (PDF)
Policy Paper: Lernen für den Klimaschutz
Wie kann informelles Lernen im Rahmen des bürgerschaftlichen Engagements für die Förderung des Klimaschutzgedankens genutzt werden? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer aktuellen Veröffentlichung des Bundesnetzwerks Bürgerschaftliches Engagement (BBE). Darin werden sowohl die individuelle, als auch die institutionelle und gesamtgesellschaftliche Ebene betrachtet. Abschließend werden zentrale Handlungsempfehlungen zur Förderung des informellen Lernens formuliert, zum Beispiel die Förderung von Modellprojekten, der Ausbau der Freiwilligendienste, die Förderung des informellen Lernens in der frühkindlichen Bildung, Service Learning und lokale Bildungslandschaften. Das Policy Paper wurde im BBE vom Team Klima in Zusammenarbeit mit zivilgesellschaftlichen Akteuren im Rahmen mehrerer Dialogforen erarbeitet.
Das Policy Paper im Wortlaut (PDF)
Berlin: Netzwerkplattform für Repair-Cafés
Über 2.000 Reparaturcafés schrauben bereits regelmäßig im gesamten Bundesgebiet. Eine Allianz aus Reparatur-Initiativen, städtischem Entsorgungsbetrieb und Handwerk will jetzt die Reparatur in Berlin stärken: die gemeinsam entwickelte Netzwerkplattform »repami« bietet mithilfe einer digitalen Karte eine Übersicht über Berliner Reparaturbetriebe und Reparatur-Initiativen sowie deren Angebote. Das Netzwerk vereint einen großen Teil der gewerblichen Reparaturdienstleister und ehrenamtlichen Reparaturcafés der Stadt zentral auf einer einzigen Plattform. Damit können sich Berliner/innen über Reparaturmöglichkeiten informieren und gezielt entscheiden, ob sie einen gewerblichen Betrieb in Anspruch nehmen oder ihre Gebrauchsgegenstände lieber in einem Reparaturcafé unter Anleitung von Ehrenamtlichen selbst reparieren möchten. Insgesamt leisten kommerzielle und nicht-kommerzielle Anbieter in der Hauptstadt derzeit hochgerechnet etwa 1,4 Millionen Reparaturen pro Jahr.
DKJS: Filmreihe zu kooperativer Demokratiebildung
Was braucht gute Demokratiebildung für junge Menschen? Welche Themen sind relevant und wie können diese mit Kindern und Jugendlichen diskutiert werden? Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) hat im Kompetenznetzwerk »Demokratiebildung im Jugendalter« gemeinsam mit Jugendlichen, der (außer-)schulischen Praxis sowie Vertreter/innen aus Politik und Wissenschaft acht Qualitätskriterien kooperativer Demokratiebildung entwickelt. Die Kriterien zielen auf verschiedene Reflexionsprozesse von Jugendlichen und Erwachsenen etwa zu Demokratie- und Beteiligungsverständnis, aber auch zu Rollen und Haltungen sowie zur Gestaltung einer Kooperation auf Augenhöhe ab. Nun sind acht Filme entstanden, in denen Expert/innen einen Einblick in ihre praktische Arbeit zu jeweils einem Qualitätskriterium geben. Die Filme sollen zur Anwendung der Qualitätskriterien einladen. Sie sind über die Projektwebsite der DKJS mit Klick auf die jeweiligen Kriterien abrufbar.
Im Fokus: Aktuelle Studien (Teil 2)
Warum lösen sich Vereine auf?
Vereine sind das Rückgrat der deutschen Zivilgesellschaft und tragen wesentlich zur Stärkung von Demokratie und sozialem Zusammenhalt bei. Sie bieten nicht nur ein Forum für gemeinsames Handeln und gesellschaftliches Engagement, sondern auch eine Plattform zur Verwirklichung individueller und gemeinschaftlicher Ziele. Dennoch wird jährlich eine beträchtliche Anzahl von Vereinen aus den Registern gelöscht – eine alarmierende Entwicklung, sagen Siri Hummel und Eckhard Priller vom Maecenata Institut für Philanthropie und Zivilgesellschaft und erklären in ihrem Gastbeitrag, was sich dagegen tun ließe.
Öffentlichkeitsbeteiligung in Zeiten der Transformation: Lokale Beteiligungsverfahren als Konfliktlöser und Konfliktherd
Politische Transformationsprozesse wie die Energiewende gehen nicht konfliktfrei vonstatten. Sie stoßen insbesondere vor Ort, wo die konkreten Veränderungen spürbar werden, Auseinandersetzungen an. Gestritten wird dabei über die Ziele, Mittel und Umsetzungsformen von Energiewendeprojekten, aber auch über damit zusammenhängende Wissens-, Vertrauens- und Anerkennungsfragen. Um solche komplexen Konflikte effektiv zu bewältigen und die Mitwirkung von Bürger/innen zu gewähren, stellen lokale Verfahren zur Öffentlichkeitsbeteiligung eine wesentliche Komponente dar. Fabian Rasem wirft in seinem Gastbeitrag einen Blick auf ihre konfliktforscherischen Verheißungen, Erwartungsüberfrachtungen und Konfliktdynamiken, die es ohne diese Beteiligungsverfahren möglicherweise so nicht gäbe.
Engagement und Beteiligung in der Energiewende der Kohleregionen stärken: Zwei Forschungsprojekte erkunden den Wandel
Der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung in Deutschland stellt die betroffenen Regionen, insbesondere die Lausitz und das Rheinische Revier, vor tiefgreifende Herausforderungen. Die 2018/2019 von der Kohlekommission ausgearbeiteten Empfehlungen zielten darauf ab, einen Kompromiss zu finden, der die Interessen von Industrie, Gewerkschaften, Umweltverbänden, Wissenschaft und Zivilgesellschaft berücksichtigt. Forschungsergebnisse des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit (RIFS) in Potsdam zeigen jedoch, dass die lokale Bevölkerung sich in den Entscheidungsprozessen der Kohlekommission nicht ausreichend berücksichtigt fühlt. Für einen erfolgreichen Strukturwandel sind deshalb neue Strategien notwendig, die eine stärkere Bürgerbeteiligung ermöglichen. Welche das sind, erläutern Jörg Radtke, Emily Drewing und David Löw Beer in ihrem Gastbeitrag.
Gelingt die sozial-ökologische Transformation angesichts gesellschaftlicher Mentalitäts- und Interessensunterschiede?
Autos, Klima, Heizung: immer deutlicher wird, dass sich an sozial-ökologischer Transformation handfeste gesellschaftliche Konflikte entzünden. Eine Forschungsgruppe an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena hat aus soziologischer Sicht die gesellschaftliche Konflikthaftigkeit und Möglichkeiten des (Nicht-)Gelingens einer sozial-ökologischen Transformation untersucht. In einer deutschlandweiten Umfrage hat sie Ende 2021 4.000 Menschen zu ihren sozial-ökologischen Mentalitäten, Lebensweisen und zu ihrer sozio-ökonomischen Situation befragt. Dabei fragten die Forschenden nicht nur Meinungen zu bestimmten sozialen und ökologischen Themen ab; die Ausarbeitung sozial-ökologischer Mentalitäten erlaubte es vielmehr, detaillierter nachzuzeichnen, mit welcher Grundausstattung an Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsweisen Menschen einem sozial-ökologischen Wandel begegnen. Judith Kiss fasst die Ergebnisse der Studie in ihrem Gastbeitrag zusammen.
Publikationen
Publikation: Demokratiepolitik – Neue Formen der Bürgerbeteiligung als Demokratiestärkung
Der Band stellt die aktuelle Praxis der Demokratiepolitik in Bund, Ländern und Gemeinden anschaulich an zahlreichen Beispielen vor und will dadurch die vielfältige Demokratie der Bürgerinnen und Bürger stärken. Dabei geht es ebenso um die Praxis im Zusammenspiel von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft wie um eine reflektierte Demokratiepolitik, die sich verschiedenen Herausforderungen zu stellen hat.
Heinz Kleger, Ansgar Klein (Hrsg.): Demokratiepolitik – Neue Formen der Bürgerbeteiligung als Demokratiestärkung. Wiesbaden 2024, 418 S., ISBN 978-3-658-43200-3
Publikation: Transformative Regionen – Neue Handlungsspielräume zwischen Stadt und Land
Transformative Regionen sind Räume, in denen verschiedene Akteure Wandel gestalten wollen. Denn ob Klima, Energie, Mobilität oder Landwirtschaft: Die derzeitigen Herausforderungen können für Land und Stadt nicht getrennt voneinander betrachtet werden. Aus sozialwissenschaftlicher und planerischer Perspektive erkundet das Buch den Maßstab der Region als Raum- und Handlungsgefüge. Es bietet für alle, die planen, transformieren oder forschen neue Sichtweisen auf vermeintlich abgehängte oder boomende Regionen und eröffnen so Chancen zur Zukunftsgestaltung.
Andreas Willisch, Eleonore Harmel, Anna Eckert (Hrsg.): Transformative Regionen. Neue Handlungsräume zwischen Land und Stadt. Bielefeld 2024, 360 S., ISBN 978-3-8376-7215-2
Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Tagung: Museen als aktive Orte der Demokratie
Museen sind Orte des Politischen. In einer Demokratie sehen viele Museen ihre Aufgabe auch darin, demokratische Werte und Praktiken zu verhandeln, zu leben und zu vermitteln. Dazu gehört, einander zuzuhören, andere Meinungen zuzulassen, widersprüchliche oder konträre Positionen offenzulegen, kritische Urteilskraft zu stärken und sich aktiv am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Mit welchen Formaten, Methoden und Arbeitsweisen kann das gelingen? Wie können Museen als Orte kultureller und politischer Bildung aktiviert werden? Gibt es Grenzen der Demokratisierung? Hier setzt die Tagung (18.– 20. September in Dresden) an, die vom Deutschen Hygiene-Museum und den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden veranstaltet wird.
MUT-Reise 2024
Während der anstehenden MUT-Reise (24.–25. September 2024 in Dessau, Köthen und Halle/Saale) werden in Sachsen-Anhalt zivilgesellschaftliche Initiativen besucht, die Mut machen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort zu fördern. Die MUT-Reise richtet den Scheinwerfer auf gute Ideen und mutige Macher/innen in Ostdeutschland und unterstützt sie dabei, sich im ländlichen Raum nachhaltig zu engagieren. Die MUT-Reise ist eine Veranstaltung des Projekts »openTransfer Zusammenhalt« der Stiftung Bürgermut. Die Kosten der Reise werden vom Veranstalter übernommen. Die Anmeldefrist endet, wenn alle Plätze vergeben sind, spätestens jedoch am 17. September.