eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 1/2025 (30.01.2025)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Aktuelle Ausschreibungen, Wettbewerbe und Förderpreise
- Von der Idee zum Projekt: Die Projektschmieden des Bundesprogramms »Gesellschaftlicher Zusammenhalt«
- Publikationen
- Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Bürgerräte: Jahresbilanz 2024
Im vergangenen Jahr gab es in Deutschland so viele Bürgerräte wie noch nie. Der Fachverband »Mehr Demokratie« und das Institut für Demokratie- und Partizipationsforschung der Bergischen Universität Wuppertal zählen 2024 insgesamt 51 Bürgerrat-Verfahren, wie aus der im Januar 2025 vorgelegten Bürgerrat-Jahresbilanz hervorgeht. Von den 51 Verfahren fanden jeweils sechs auf Bundesebene und in den Bundesländern statt. Hinzu kommen 39 kommunale Bürgerräte. Ob Bürgerrat, Bürgerforen oder Planungszellen: Ziel des Berichts es, losbasierte Beteiligung in ihrer ganzen Vielfalt zu erfassen. Gemeint sind dabei immer Formate mit ausgelosten Bürgerinnen und Bürgern, die in Gruppendiskussionen politische Themen behandeln und dazu in der Regel Empfehlungen wie etwa Bürgergutachten erarbeiten.
Der Bericht im Wortlaut (PDF)
Leitfaden: Lokale Engagementstrategien entwickeln
Engagement macht Gemeinden und Städte in Deutschland lebendig und lebenswert. Engagement ist jedoch kein Selbstläufer, es bedarf regelmäßiger und systematischer Förderung durch öffentliche und zivilgesellschaftliche Akteure. Doch wie können Kommunen zivilgesellschaftliches Engagement optimal unterstützen und strategisch entwickeln? Ein aktueller Leitfaden der Friedrich-Ebert-Stiftung gibt Kommunen konkrete Werkzeuge und Methoden an die Hand, um das demokratische Engagement vor Ort zu stärken. Er bietet praxisorientierte Ansätze und bewährte Verfahren, um bürgerschaftliches Engagement zu fördern und so die demokratische Teilhabe zu intensivieren.
Der Leitfaden im Wortlaut (PDF)
Digitale Gewalt und politisches Engagement
Eine aktuelle Studie untersucht, in welchem Ausmaß und in welcher Form politisch engagierte Menschen in Deutschland digitale Gewalt erleben und welche Auswirkungen diese auf das Verhalten und die Bereitschaft der Befragten hat, (weiterhin) politische Verantwortung zu übernehmen. Befragt wurden insgesamt 1.114 politisch engagierte Personen, die auf kommunaler, Landes- Bundes- und EU-Ebene tätig sind. Der Großteil der Befragten waren Politiker/innen aller im Bundestag vertretenen Parteien. Die nicht repräsentative Studie ist in Kooperation mit der Menschenrechtsorganisation HateAid entstanden und wird durch das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (bidt) der Bayerischen Akademie der Wissenschaften gefördert.
Die Studie im Wortlaut (PDF)
Kompetenzentwicklung im ehrenamtlichen Engagement
Ehrenamtlich Engagierte sind in vielen Bereichen unserer Gesellschaft aktiv ‒ auch in Bereichen, für die sie keine formelle Ausbildung mitbringen. Das stellt sie vor Herausforderungen und wirft die Frage auf, wie ehrenamtlich Engagierte im Rahmen ihrer Tätigkeit dazulernen und die auftretenden Herausforderungen meistern. Wie erlangen sie neues Wissen und Kompetenzen? Zu dieser Fragestellung entwickelte ein Projektteam des learninglab eine Onlinebefragung, an der im Zeitraum von Juni bis Juli 2024 über 1.600 Engagierte deutschlandweit teilgenommen haben. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass ehrenamtlich Engagierte ihre Kompetenzen sowohl informell und selbstgesteuert innerhalb ihres ehrenamtlichen Umfeldes entwickeln, als auch auf formalisierte Weiterbildungsangebote zurückgreifen. Die Studie und das Projekt wurden von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) gefördert.
Die Studie im Wortlaut (PDF)
Neue Stadtquartiere und sozialer Zusammenhalt
Bei der Gestaltung und Entwicklung neuer Stadtquartiere geht es neben der baulich-materiellen Dimension immer auch um eine soziale Dimension. Denn das Quartier ist die Handlungsebene, in der das menschliche Zusammenleben greifbar und erlebbar wird. Hier findet der Alltag zwischen Wohnen, Versorgen, Arbeiten, Erholen und Nachbarschaft statt. In neuen Stadtquartieren müssen sich soziale Beziehungen, Routinen und Alltagserfahrungen mit dem neuen Ort erst entwickeln. Hier sind alle Beteiligten der Quartiersentwicklung von Politik, Verwaltung, Immobilienentwicklung, Planung und auch Zivilgesellschaft gefragt. Wie sich in neuen Quartieren sozialer Zusammenhalt und Verbundenheit fördern lassen, welche Rahmenbedingungen dafür nötig sind und welche Rolle beispielsweise Partizipation und Koproduktion dabei spielen, zeigt ein praxisnaher Überblick der Plattform Nationale Stadtentwicklungspolitik.
Studie: Zivilgesellschaftliches Engagement im Kulturbereich
Das zivilgesellschaftliche Engagement im Kulturbereich nimmt eine zentrale und vielschichtige Rolle ein. Ob Museum, Theater oder Heimatverein: Ohne freiwilliges Engagement wären viele kulturelle Angebote schlicht nicht möglich. Vor diesem Hintergrund hat das Maecenata Institut einen aktuellen Lagebericht zum freiwilligen Engagement im Kulturbereich vorgelegt. Die Studie untersucht dessen spezifische Merkmale in unterschiedlichen Sparten des Kultursektors sowie die dafür bestehenden organisatorischen Strukturen. Ergänzend wurden zahlreiche Interviews mit Expert/innen durchgeführt, um Best-Practice-Beispiele, Gelingensbedingungen und aktuelle Herausforderungen des zivilgesellschaftlichen Engagements im Kulturbereich zu beleuchten.
Die Kurzfassung der Studie im Wortlaut (PDF)
Im Fokus: Aktuelle Ausschreibungen, Wettbewerbe und Förderpreise
Datenbank »Wettbewerbe und Förderpreise«
Mit Wettbewerben und Förderpreisen wird bürgerschaftliches Engagement geehrt und ausgezeichnet. Sie stellen Instrumente der Engagementförderung und der öffentlichen Anerkennung dar. Die Wettbewerbslandschaft ist dabei ständig in Bewegung: neue Preise entstehen, Wettbewerbe werden wieder eingestellt. Vor diesem Hintergrund bietet die Datenbank des Wegweisers Bürgergesellschaft kompakte Informationen zu (laufenden) bundes- und landesweiten sowie ausgewählten regionalen Wettbewerben und Förderpreisen der Bürgergesellschaft. Wann findet welcher Wettbewerb zu welchem Thema statt? Welche Förderpreise sind ausgeschrieben? Die ständig aktualisierte Datenbank hilft schnell und unkompliziert bei der Suche und Recherche.
Von der Idee zum Projekt: Die Projektschmieden des Bundesprogramms »Gesellschaftlicher Zusammenhalt«
Viele Träger und Organisationen, die sich vor Ort für den lokalen Zusammenhalt stark machen, kommen in ihrem Engagement an einen Punkt, an dem sie für die Umsetzung ihrer Ideen finanzielle Unterstützung benötigen. Gerade neue, wenig etablierte Vereine und andere gemeinnützige Organisationen erleben diesen Punkt als schwer überwindbare Hürde. Hier setzt das Bundesprogramm »Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Vor Ort. Vernetzt. Verbunden.« mit seinen Projektschmieden an: Die von der Akademie für Ehrenamtlichkeit durchgeführten Projektschmieden unterstützen dabei, innovative Projektideen in erfolgversprechende Projektanträge zu verwandeln. Sarah Scherer stellt das Programm und seine Ziele vor.

Versicherungskammer Stiftung: Demokratie (er)leben – im Ehrenamt
Unter dem Motto »Demokratie (er)leben – im Ehrenamt« zeichnet die Versicherungskammer Stiftung wieder Menschen in Bayern und der Pfalz aus, die sich mit außergewöhnlichem Engagement für eine lebendige Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen. Noch bis zum 28. Februar können sich lokal verankerte Projekte, Initiativen und Vereine aus Bayern und der Pfalz bewerben. Sebastian Feldker informiert über die aktuelle Ausschreibung.

Förderprogramm »Engagiert die Welt gestalten«
Das von Engagement Global gGmbH getragene Förderprogramm »Engagiert die Welt gestalten« ist für alle Organisationen interessant, die in die entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Deutschland einsteigen möchten. Engagierte, die ihr Wissen über die Zusammenhänge der globalisierten Welt, zum Beispiel durch Seminare, Workshops oder Schulprojekte vermitteln möchten, können hier eine Förderung beantragen. Projekte werden mit einer Fördersumme von bis zu 10.000 Euro gefördert. Antragsberechtigt sind unter anderen gemeinnützige eingetragene Vereine, Schulen oder Kindergärten und deren Fördervereine, Berufskollegs, Hochschulen und Hochschulgruppen, Stiftungen, Einrichtungen des öffentlichen Rechts oder ähnliche antragsstellende Institutionen. Caroline Seiler stellt das Förderprogramm vor.

Fonds Soziokultur: Mitwirkung fördern, kulturelle Demokratie stärken
Der Fonds Soziokultur ist einer von sechs Bundeskulturfonds und unterstützt seit 1988 Projekte, die die kulturelle Mitwirkung in und durch die Gesellschaft fördern. Die Vorhaben sind Modelle für Kunst und Kultur in besonderen Formaten, an ungewöhnlichen Orten und zu wichtigen sozialen Fragen. Sie schaffen Möglichkeiten zur Partizipation und setzen innovative Impulse für ein gemeinschaftliches, soziales Zusammenleben sowie die Weiterentwicklung von Kultur. Lara Legeland erläutert die unterschiedlichen Programmbausteine und aktuelle Antragsmöglichkeiten.

Generation-D: Social-Entrepreneurship-Wettbewerb
Der Generation-D Wettbewerb ist eine Plattform für junge Startups aus dem DACH-Raum, die sich sozialen und ökologischen Herausforderungen widmen. Seit 2005 bietet der Wettbewerb die Möglichkeit, soziales Unternehmertum und unternehmerische Ideen in der Anfangsphase zu fördern, die mindestens eines der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen adressieren. Amelie Pöhnitzsch stellt die aktuelle Ausschreibung kompakt vor.

LOKAL: Programm für Kultur und Engagement
Um die positive Wirkung von Kultur für den Zusammenhalt zu fördern hat die Kulturstiftung des Bundes gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und der European Cultural Foundation das Förderprogramm »Lokal – Programm für Kultur und Engagement« ins Leben gerufen. Es soll Kulturakteuren in Städten und Gemeinden mit bis zu 100.000 Einwohner/innen stärken, besonders wenn diese unter Druck geraten sind. Kulturvereine, soziokulturelle Zentren, Theater oder Bibliotheken können hier bis zu 240.000 Euro in einer Programmlaufzeit von vier Jahren erhalten. Die kulturellen Akteure sollen mit ihren Projekten vielfaltsorientierte Partizipationsprozesse umsetzen und dabei auch mit lokalen Partner/innen kooperieren. Die Antragsstellung ist online noch bis zum 14. Februar möglich.
Demokratie im Netz 2.0: Förderausschreibung für digitale politische Bildung
Die Förderausschreibung »Demokratie im Netz« der Bundeszentrale für politische Bildung geht in eine zweite Runde. Gefördert werden Modellprojekte der digitalen politischen Bildung, die zur Stärkung und Weiterentwicklung digitaler Partizipation sowie zur Bekämpfung und Prävention von Extremismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit beitragen. Antragsberechtigt sind Organisationen aus dem Bundesgebiet mit eigener Rechtsfähigkeit. Der Zeitraum der Projektförderung umfasst 24 Monate, Bewerbungsschluss ist der 18. Februar 2025.
VEZ Ehrenamtspreis NRW
In Nordrhein-Westfalen engagieren sich über 6 Millionen Menschen ehrenamtlich. Der VEZ Ehrenamtspreis NRW, initiiert vom Verband engagierte Zivilgesellschaft in NRW e.V., zeichnet seit 2017 herausragende Projekte gemeinnütziger Organisationen aus ganz Nordrhein-Westfalen in verschiedenen Kategorien aus. Alle gemeinnützigen Vereine, Organisationen und Initiativen aus NRW sind eingeladen, ihre herausragenden Projekte aus dem Jahr 2024 einzureichen. Der diesjährige Preis steht unter dem Motto: »Ehrenamt Verbindet – Gemeinsam für Gerechtigkeit, Hoffnung und Mitgefühl«. Bewerbungsschluss ist der 12. Februar 2025.
Publikationen
Publikation: Ethik der Partizipation
Die Forderung nach einem Mehr an Partizipation ist allgegenwärtig. Dies gilt auch für die Gesundheitsforschung sowie die Entwicklung und Regulierung neuer Gesundheitstechnologien. Mit Partizipation sind viele Hoffnungen verbunden, darunter die Demokratisierung und Bedürfnisorientierung von Entscheidungsprozessen. Häufig bleibt jedoch unklar, wie sich Beteiligung verantwortungsvoll ausgestalten lässt. Offen ist beispielsweise, wie mit Zugangsbarrieren oder Machtgefällen umgegangen werden soll. Die Beiträge dieses Bandes beleuchten die theoretischen Grundlagen einer Ethik der Partizipation, geben aber auch Hinweise zur verantwortungsvollen Umsetzung aus der Praxis.
Corinna Klingler, Anja Pichl, Robert Ranisch (Hrsg.): Ethik der Partizipation. Einblicke in gesundheitsbezogene Forschung, Politik und Technologieentwicklung. Bielefeld 2024, 552 S., ISBN 978-3-8376-6926-8
Publikation: Orte zum Wohlfühlen
Die großen Herausforderungen der Gegenwart – von Klimawandel über soziale und politische Polarisierung bis hin zu wirtschaftlichen Umbrüchen – werden in unserem Alltagsleben spürbar. Um vor diesem Hintergrund Städte und Gemeinden zukunftsfähig und lebenswert zu gestalten, sollten die Kreativität von Menschen und die sinnlich-ästhetische Erfahrungswirklichkeit systematischer berücksichtigt werden, meinen die Autor/innen der vorliegenden Publikation. Neuartige Formen der Kooperation zwischen Kunst, Wissenschaft und Praxis können demnach dazu beitragen, »Orte zum Wohlfühlen« entstehen zu lassen. Dieser »Reiseführer« möchte dafür Impulse geben. Er steht auch kostenlos im OpenAccess-Format zur Verfügung.
Harald Heinrichs, Pia Redenius, Daniel Hoernemann: Orte zum Wohlfühlen. Ein Reiseführer zur kreativen Gestaltung zukunftsfähiger Städte und Gemeinden. München 2024, 96 S., ISBN 978-3-98726-125-1
Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Veranstaltung: Lernen im Engagement – Zukunftspotenziale & ermöglichende Rahmenbedingungen
Am 27. Februar 2025 lädt ZiviZ zur Veranstaltung Lernen im Engagement – Zukunftspotenziale & ermöglichende Rahmenbedingungen in den Data Space am Hackeschen Markt, Berlin-Mitte ein. Im Mittelpunkt steht die Vorstellung der neuen Studie Kompetenzen erwerben, Persönlichkeit entwickeln: Qualitative und quantitative Befunde zu Lernerfahrungen im freiwilligen Engagement. Die Ergebnisse werden gemeinsam mit Staatssekretärin Juliane Seifert (Bundesministerium des Innern und für Heimat), Dr. Jana Costa (Leibniz-Institut für Bildungsverläufe), Dr. Gianna Scharnberg (Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt), Franziska Nagy (Stiftung Lernen durch Engagement) und Andrea Frank (Stifterverband) sowie mit dem Publikum diskutiert. Die Studie basiert auf Daten des Deutschen Freiwilligensurveys und des ZiviZ-Surveys sowie auf qualitativen Interviews mit Engagierten aus verschiedenen Engagementfeldern. Das Forschungsprojekt Lernen im Engagement wird durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) gefördert.
Seminar: Zivilgesellschaftliche Netzwerke partizipativ und erfolgreich starten
Die Vernetzung von Akteursgruppen vor Ort ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um sich in einer Demokratie Gehör zu verschaffen. Es bedarf jedoch der Vorarbeit, um ein funktionierendes Netzwerk zu initiieren und stabiler Grundlagen, um als Netzwerk zu funktionieren. Das Seminar (Freitag, 14. und Samstag, 15. März 2025 in Erfurt) der Stiftung Mitarbeit bietet einen Einstieg in die Vorarbeit und in Planungen für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit.