eNewsletter Wegweiser Bürgergesellschaft 11/2024 (28.11.2024)
Inhalt
- Meldungen aus der Bürgergesellschaft
- Im Fokus: Forum für Demokratie und Bürgerbeteiligung
- Publikationen
- Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Meldungen aus der Bürgergesellschaft
Studie: Ambivalente Online-Beteiligung in der Energiewende
Können digitale Beteiligungsformate dazu beitragen, die Akzeptanz und demokratische Legitimität von Infrastruktur-Vorhaben zu erhöhen? Erstmals wurde die Online-Beteiligung an der Energiewende für eine Studie vom Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit (RIFS) analysiert. Ein Ergebnis: Virtuelle Beteiligungsformate, die sowohl den Informationsansprüchen, als auch dem Wunsch nach kreativem Mitwirken der Bürgerinnen und Bürger gerecht werden, können eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Energiewende in Deutschland spielen. Dafür nötig seien jedoch Mobilisierungsstrategien, um für Online-Partizipationsformate zu begeistern und so die »unentdeckten Schätze« dieser Beteiligungsform für Akzeptanz und demokratische Legitimation der Energiewende zu heben.
Citizen Science: Gemeinsam. Lokal. Forschen
Eine aktuelle Handreichung gewährt zahlreiche handlungsorientierte Einblicke in das Handlungsfeld der Bürgerforschung. Der Forschungsansatz der »citizen science« bringt seit vielen Jahren Menschen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik zusammen und ermöglicht es, vor Ort praxisnah zu forschen sowie lokale Herausforderungen aktiv und gemeinsam anzugehen. Von der Ideenfindung und der strategischen Planung bis zur Wirkungsorientierung der Projekte: Die Handreichung stellt ausgewählte gute Beispiele aus dem gesamten Bundesgebiet vor und gibt Tipps für die eigene praktische Arbeit.
Die Broschüre im Wortlaut (PDF)
Studie: Von kartenbasierten Beteiligungstools zum Stadtplan der Zukunft
Städte und Gemeinden bieten bereits heute eine Vielzahl kartenbasierter Angebote an: von interaktiven Stadtplänen über Mängelmelder haben sich auch Ideen- und Dialogkarten oder andere »Community-Tools« etabliert. Die Studie der Agora-Initiative der Stiftung Mercator untersucht solche Angebote zum ersten Mal systematisch. Sie zeigt, dass die vielfältigen Erfolgsbeispiele sowohl für Stadtgesellschaften, als auch für Verwaltungen von großem Nutzen sind. Die Studie zeigt zudem: das Potenzial von Beteiligungsmöglichkeiten ist noch nicht vollumfänglich ausgeschöpft, viele Tools sind technische Insellösungen, es bestehen zahlreiche Parallelentwicklungen.
Die Studie im Wortlaut (PDF)
Demokratische Bildung im ländlichen Raum
Die John-Dewey-Forschungsstelle für die Didaktik der Demokratie (JoDDiD) an der TU Dresden hat in einer aktuellen Studie den ländlichen Raum mit seinen spezifischen Potenzialen, Herausforderungen und Strategien außerschulischer politischer Bildung jenseits städtischer Perspektiven in Sachsen untersucht. Im Sinne eines partizipativen Forschungsansatzes wurden im Rahmen der Studie sächsische Akteurinnen aus der Praxis interviewt und in einem Werkstattgespräch in einen Austausch gebracht. Die Studie identifiziert sechs Spannungsfelder, die von politischen Bildner/innen im ländlichen Raum beachtet werden müssen. Dabei werden unter anderem die systemischen Herausforderungen der Finanzierung und bürokratischen Belastung aufgezeigt sowie die Notwendigkeit eines nachhaltigen und inklusiven Ansatzes herausgestellt, um politische Bildung effektiv gestalten zu können.
Die Studie im Wortlaut (PDF)
Modellvorhaben: Lokale Demokratie gemeinsam gestalten
Im Modellvorhaben »Lokale Demokratie gestalten – Beteiligungspraxis zur Stadtentwicklung in Kleinstädten« haben die fünf Kleinstädte Eilenburg, Bad Berleburg, Großräschen, Hansestadt Osterburg (Altmark) und Wurzen sowie der Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. (vhw) daran gearbeitet, Prozesse der Bürgerbeteiligung zu verbessern. Dabei wurde untersucht, welche kleinstadtspezifischen Rahmenbedingungen sich auf die Umsetzung von Beteiligungsprozessen auswirken können. Die Städte erprobten konkrete Beteiligungsformate und suchten nach Möglichkeiten, einen kontinuierlichen, wechselseitigen und niedrigschwelligen Dialog zwischen Stadt und Bevölkerung zu stärken. Das Projekt verfolgte dabei drei Schwerpunkte: die Durchführung neuer Beteiligungsformate, das Handlungsfeld der Jugendbeteiligung sowie die verbesserte Einbindung der Ortsteile. Eine Publikation stellt nun die Ergebnisse des Modellvorhabens vor.
Die Publikation im Wortlaut (PDF)
APuZ: Demokratie jenseits von Wahlen
Das Magazin »Aus Politik und Zeitgeschichte« der Bundeszentrale für politische Bildung widmet sich in einem aktuellen Themenheft der Demokratie jenseits von Wahlen. Ob Bürgerräte, Gesellschaftsdienste oder Begegnungsorte: Im Heft beleuchten verschiedene Autor/innen schlaglichtartig, wie man sich für Demokratie engagieren kann und welche Formen und Möglichkeiten demokratischer Partizipation es gibt.
Das Themenheft im Wortlaut (PDF)
Im Fokus: Forum für Demokratie und Bürgerbeteiligung
Dokumentation der Tagung
Die notwendigen sozial-ökologischen Transformationsprozesse werden nur dann gelingen, wenn sie demokratisch ausgehandelt und von möglichst vielen Menschen getragen und umgesetzt werden. Dafür müssen jenseits der »klassischen« Instrumente der Bürgerbeteiligung zukunftsweisende Formen der Einbeziehung in Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse entwickelt und erprobt werden. Das Forum für Demokratie und Beteiligung der Stiftung Mitarbeit widmete sich vom 27.–29. September 2024 der Suche nach solchen neuen kooperativen Handlungsansätzen für ein zukunftsfähiges Gemeinwesen. Um die gesellschaftlichen und politischen Aktivitäten für eine demokratische Gestaltung der Transformationsprozesse weiter voranzutreiben, hat die Stiftung Mitarbeit im Rahmen der Veranstaltung das Netzwerk KlimaDemokratie gegründet. Im Rückblick zu dieser Tagung finden Sie das Programm, Thesen der Teilnehmenden, Präsentationen und Kurztexte der Workshops sowie Bilder der Veranstaltung.
»Transformation braucht Partizipation«: Eröffnungsvortrag Ortwin Renn
In seinem Eröffnungsvortrag zum Forum für Demokratie und Bürgerbeteiligung 2024 skizziert Prof. Dr. Dr. h.c. Ortwin Renn ausgehend von drei parallelen Transformationsprozessen – Globalisierung, Digitalisierung und Etablierung nachhaltiger Prinzipien – eine Gesellschaft im Umbruch. Damit einhergehende Komplexitätssteigerungen, Ambivalenzen und Zielkonflikte lassen mitunter ein »Unbehagen an der Gegenwart« entstehen. Vor diesem Hintergrund sind die großen Potenziale von Bürgerbeteiligung für die emotionale Identifikation mit Veränderungsprozessen sowie die Sichtbarmachung und konstruktive Bearbeitung von Gegensätzen zu betrachten. Ortwin Renn erläutert die notwendigen Erfolgskriterien für die Gestaltung partizipativer Prozesse, wobei der Verknüpfung von Wissensbereitstellung und Deliberation gerade im Zuge von Transformationsprozessen, die mit erheblichen Zumutungen verbunden sind, eine besondere Bedeutung zukommt.
Kooperation statt Konfrontation: Bürgerschaftliches Engagement im Klimaschutz
Das Engagement für Klimaschutz ist in eine neue Phase eingetreten. Nach den Protesten und Blockaden der letzten Jahre steht mittlerweile eher die Frage im Fokus, wie Klimaschutz konkret praktiziert werden kann und welche Rolle die aktive Bürgergesellschaft dabei spielen sollte. Serge Embacher zeigt in seinem Gastbeitrag, wieso es mehr Kooperation und weniger Konfrontation im Klimaschutz braucht.
Klimaviertel in Bonn: Räume für gesellschaftlichen Wandel
Mit den Klimavierteln setzt die Bundesstadt Bonn auf ein Konzept, das urbane Nachhaltigkeitstransformationen lokal verortet und erfahrbar macht. Sie verbinden Klimaschutzmaßnahmen mit dem Ziel, die Lebensqualität in den Quartieren zu verbessern und die Bewohner/innen aktiv in die Gestaltung ihres Umfelds einzubinden. In ihrem Gastbeitrag erläutern Raphael Karutz, Daniela Nohr, Gerke Rademacher und Sonja Vogt das Konzept und zeigen, wieso die gesamte Stadtgesellschaft – von privaten Haushalten bis hin zum lokalen Gewerbe – gefordert ist, aktiv zum Gelingen der Klimaneutralität beizutragen.
Beteiligung und Dialog im Rheinischen Braunkohlerevier
Die Entwicklungsgesellschaft indeland GmbH steuert die regionale Strukturentwicklung um den Tagebau Inden im Rheinischen Braunkohlerevier. Seit 2006 vertritt sie die gemeinsamen Interessen der Kommunen im Umfeld des Tagebaus sowie des Kreises Düren. Svenja Zeimetz stellt die Ziele und Projekte vor, mit denen die Entwicklungsgesellschaft vor Ort aktiv ist. Wie kann das Interesse der Bevölkerung geweckt werden, sich bereits heute mit der zukünftigen Entwicklung ihres Umfelds in 35 Jahren auseinanderzusetzen? Und wie kann es gelingen, die vielfältigen Interessen zu einer gemeinsam getragenen Vision zu vereinen?
Publikationen
Publikation: Mobilität gemeinsam gestalten
Das vorliegende Buch basiert auf den Erfahrungen eines Reallaborprojekts (MobiQ – Nachhaltige Mobilität durch Sharing im Quartier), das vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert wird. In enger Zusammenarbeit mit Bürger/innen und weiteren Akteuren wurden in den vergangenen drei Jahren innovative, klimafreundliche Mobilitätsprojekte entwickelt, umgesetzt und evaluiert. Der Prozess lieferte wertvolle Erkenntnisse darüber, wie die Verkehrswende gemeinsam mit Bürger/innen gelingen kann. Das Buch mit seinem praxisorientierten Werkzeugkasten richtet sich vor allem an Menschen und Initiativen, die in ihrem direkten Umfeld aktiv werden möchten. Das Buch steht online als kostenloser Download zur Verfügung.
Das Buch im Wortlaut (PDF)
Publikation: Transformation demokratisch gestalten
Der Schutz des Klimas und eine nachhaltige Entwicklung sind zentrale Herausforderungen unserer Zeit. Die dafür notwendigen sozial-ökologischen Transformationsprozesse werden nur dann gelingen, wenn sie demokratisch ausgehandelt und von möglichst vielen Menschen getragen und umgesetzt werden. Die vorliegende Publikation versammelt ausgewählte Beiträge von Autorinnen und Autoren aus Wissenschaft und Praxis, die im Rahmen der Newsletter des Netzwerks Bürgerbeteiligung und des Internetportals Wegweiser Bürgergesellschaft, beides Projekte der Stiftung Mitarbeit, erschienen sind. Alle Beiträge befassen sich in unterschiedlichen Perspektiven mit den demokratischen, engagement- und beteiligungspolitischen Ambivalenzen der sozial-ökologischen Transformation unserer Gesellschaft. Sie sollen Handlungsmöglichkeiten aufzeigen und Mut machen, den transformativen Weg hin zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit partizipativ und demokratisch zu gestalten.
Stiftung Mitarbeit (Hrsg.): Transformation demokratisch gestalten. Beteiligung und Mitwirkung auf dem Weg zu mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit. mitarbeiten.skript Nr. 17, Verlag Stiftung Mitarbeit, Bonn 2024, 72 S., ISBN 978-3-941143-51-7
Veranstaltungen, Seminare, Tagungen
Symposium: Bürgergesellschaft und Demokratie
Zum 25jährigen Jubiläum der Buchreihe »Bürgergesellschaft und Demokratie« veranstalten Autorinnen, Autoren und Herausgebende der Reihe am 6. Dezember 2024 in Berlin ein öffentliches Symposium. Im Forum der Hertie School, Berlin diskutieren sie in drei Podiumsdiskussionen über Herausforderungen und Perspektiven zivilgesellschaftlichen Engagements. Die Buchreihe wurde im Jahr 2000 gegründet und verzeichnet mittlerweile weit über 2 Millionen verkaufte Bände.
9. Deutscher EngagementTag 2024
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) und das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement (BBE) richten gemeinsam den 9. Deutschen EngagementTag (9.– 10. Dezember 2024) aus. Das diesjährige Motto lautet: »Für starkes zivilgesellschaftliches Engagement – Gemeinsam Transformation gestalten«. Die zweitägige Fachkonferenz findet wieder als hybride Veranstaltung statt. Am Abend des 9. Dezember 2024 wird außerdem der Deutsche Engagementpreis in feierlichem Rahmen verliehen.