eNewsletter Nr. 23/2013 (06.12.2013)

Meldungen aus der Bürgergesellschaft

06. Dezember 2013

Bericht zur Freiwilligentätigkeit in Europa

Kategorien: Europa, Bürgerschaftliches Engagement, Newsletter

Das Europäische Parlament hat im Oktober 2013 einen Bericht über Freiwilligentätigkeit und ehrenamtliche Tätigkeit in Europa angenommen. Der Bericht sieht Freiwilligentätigkeit als wichtigen Pfeiler unserer demokratischen und pluralistischen Gesellschaften und bewertet Freiwilligentätigkeit als aktive Beteiligung am gesellschaftlichen Leben. Angesichts deutlicher Unterschiede in den Mitgliedsstaaten werden diese aufgefordert, die politischen, finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu verbessern. Die Europäische Kommission wird außerdem aufgefordert, eine integrierte Freiwilligenpolitik zu schaffen. Als konkrete Maßnahmen werden unter anderem die Einrichtung eines europäisches Fonds zur Entwicklung der Freiwilligentätigkeit und einer Anlaufstelle vorgeschlagen. Eine solche Anlaufstelle sollte für die Freiwilligenpolitik und deren Koordinierung zwischen den Dienststellen der Kommission und den verschiedenen Organen zuständig sein.

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06. Dezember 2013

Studie: Engagement im Quartier

Kategorien: Demokratie und Bürgergesellschaft, Bürgerschaftliches Engagement, Gemeinwesenarbeit/ Quartiersmanagement, Newsletter, Vereinsarbeit, Stiftungen

Das Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration (DESI) führt im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung eine Studie zum »Engagement im Quartier« durch. Im Rahmen des Forschungsvorhabens wird gegenwärtig eine Online-Befragung von Freiwilligenorganisationen durchgeführt, die in Gebieten des Städtebauförderungsprogramms »Soziale Stadt« aktiv sind. Unter Freiwilligenorganisationen werden dabei Einrichtungen verstanden, zu deren hauptsächlichen Tätigkeitsbereichen die Vermittlung, Organisation und Unterstützung von bürgerschaftlichem Engagement gehört. Das können z.B. Freiwilligenagenturen, anerkannte Träger von Freiwilligendiensten, Mehrgenerationenhäuser, Bürgerstiftungen oder auch Stadtteilzentren sein. In der Studie soll untersucht werden, welche Bedeutung dem bürgerschaftlichem Engagement insbesondere in den Bereichen Integration und Bildung für die Entwicklung sozial benachteiligter Quartieren zukommt. Welches Engagement kann in diesen Bereichen besonders hilfreich sein und zugleich die Entwicklung in der Stadt oder im Stadtteil und die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund befördern? Welche Rahmenbedingungen sind notwendig, um bürgerschaftliches Engagement auf lokaler Ebene, im eigenen Wohnumfeld oder in benachbarten Quartieren zu fördern? Freiwilligenorganisationen können sich bis zum 16. Dezember an der Studie zu beteiligen.

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06. Dezember 2013

Schwere Kost: Textanalyse des Koalitionsvertrages

Kategorien: Demokratie und Bürgergesellschaft, Newsletter, Medien

»Transphobie«, »Spitzenclusterwettbewerbe«, »Landesbasisfallwert« oder »Interoperabilität«: Der 185 Seiten starke Koalitionsvertrag enthält eine Vielzahl von Fremd- und Fachwörtern, die häufig ohne Erklärung im Text verwendet werden. Vor allem für Leser/innen ohne politisches Fachwissen stellen diese eine große Verständlichkeitshürde dar. Union und SPD machen damit Bürgerinnen und Bürgern die Lektüre des Koalitionsvertrags alles andere als einfach. Dies ergibt eine formale Textanalyse des Lehrstuhls Kommunikationswissenschaft der Universität Hohenheim und des Instituts H&H Communication Lab. Für den Koalitionsvertrag ermittelten sie einen »Hohenheimer Verständlichkeitsindex« von 3,48 im Spektrum von 0 (völlig unverständlich) bis 20 (sehr verständlich). Mithilfe einer Analyse-Software förderten die Wissenschaftler/innen eine Vielzahl an Bandwurmsätzen, Fachbegriffen, Wortzusammensetzungen und sperrigen Nominalisierungen zu Tage. Am unverständlichsten ist nach Ansicht der Forscher das Kapitel über Europa mit einem Wert von 1,96. Das Forscherteam kritisiert, dass die Koalitionsparteien eigenen Ansprüchen an Transparenz und Bürgernähe mit dem Papier nicht gerecht würden. Der Inhalt des Vertrages selbst war nicht Gegenstand der Studie.

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06. Dezember 2013

Netzwerk Kommunale Partizipationsbeauftragte

Kategorien: Bürgerbeteiligung, Demokratie und Bürgergesellschaft, Newsletter

Rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kommunalverwaltungen diskutierten auf dem ersten Treffen der Kommunalen Partizipationsbeauftragten Ende Oktober 2103 darüber, wie sie ihre Arbeit und die Beteiligung der Bürger/innen in den Kommunalverwaltungen voranbringen können. Auf dem Treffen wurde deutlich, dass es unter den Teilnehmenden einen großen Bedarf an fachlichem Austausch, gegenseitiger Beratung und spezifischer Fortbildung gibt. Als Ergebnis wurde daher das »Netzwerk Kommunale Partizipationsbeauftragte« gegründet, das für alle Interessierten offensteht. Initiiert und organisiert wurde das Treffen vom Netzwerk Bürgerbeteiligung, der Stadt Heidelberg, der Stiftung Mitarbeit und der Heinrich-Böll-Stiftung. Die Aufgaben der Partizipationsbeauftragten liegen in der strategischen Weiterentwicklung der kommunalen Bürgerbeteiligung, dem Aufbau von Kompetenzen und deren Transfer in die Praxis und in der systematischen Verankerung von Bürgerbeteiligung im Alltag von Politik und Verwaltung. Eine interaktive Karte aller Partizipationsbeauftragten ist auf der Website des Netzwerks Bürgerbeteiligung zu finden.

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06. Dezember 2013

WZBrief: Gemeinwohl mit beschränkter Haftung

Kategorien: Demokratie und Bürgergesellschaft, Newsletter, Organisation/ Kommunikation/ Qualifikation, Unternehmen und Engagement, Vereinsarbeit, Ökonomie/ Arbeit/ Beruf

Immer mehr Organisationen des Dritten Sektors sind als gemeinnützige GmbHs (gGmbHs) tätig. Warum soziale Dienstleister diese relativ junge Organisationsform wählen und was dies für den Dritten Sektor bedeutet, beschreibt der neue WZBrief Zivilengagement. Der Trend ist demnach eindeutig: gGmbHs boomen. Allein zwischen 2011 und 2013 betrug der Zuwachs dieser Organisationsform zwölf Prozent, Tendenz weiter steigend. Organisationen reagieren damit in Form schlanker und wirtschaftlicher Organisationsformen auf die Konkurrenz durch privatwirtschaftliche Unternehmen im sozialen Bereich. Auch beschäftigungspolitisch sind die gGmbHs relevant: Etwa jeder dritte Beschäftigte des sozialen Sektors arbeitet mittlerweile in einer gemeinnützigen GmbH – insgesamt sind das rund 900.000 Menschen. Dabei ist die gGmbH keine eigene Gesellschaftsform, sondern eine aufgrund ihrer Gemeinwohlorientierung steuervergünstigte Variante der GmbH. Entsprechend kommen bei der Organisation betriebswirtschaftliche Grundsätze und Methoden zum Einsatz. In der Zukunft könnte sich daher eine drohende »Rationalisierungsfalle« als größte Herausforderung für gGmbHs erweisen. Die wirtschaftliche Arbeitsweise würde dann nicht mehr nur Mittel zum Zweck  bleiben, sondern könnte in Widerspruch zum ursprünglichen sozialen Arbeitsauftrag geraten.

Der WZBrief im Wortlaut (PDF)

Im Fokus: Commons, Gemeingüter, Allmende

06. Dezember 2013

Was sind Commons? Eine Einführung

Kategorien: Demokratie und Bürgergesellschaft, Newsletter, Umwelt/ Natur/ Energie, Wohnen/ Wohnumfeld/ Konsum/ Verkehr

Commons sind so alt wie die menschliche Gesellschaft. Der Begriff stammt ursprünglich aus dem vorindustriellen England. Die Grundrechte der Menschen sollten seinerzeit durch Nutzungsrechte an »commons« abgesichert werden. Viele unterschiedliche Dinge können zu Commons werden: Grund und Boden, Saatgut, Rohstoffe, Wasser, Wissen, Kunst und Kultur, ein Gesundheits- oder Bildungssystem, Software und anderes mehr. Heutzutage werden Commons vielfach so stark beansprucht, dass eine natürliche Regeneration kaum mehr möglich scheint. Zudem gehen sie der Gesellschaft durch fortschreitende Privatisierung und Kommerzialisierung immer mehr verloren. Doch wie kann es gelingen, mit gemeinsam genutzten Dingen so umzugehen, dass alle Menschen ihre Bedürfnisse langfristig befriedigen können? Wie können Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit durch Commons auf Dauer erhalten oder erreicht werden? Und was hat das alles mit Demokratie zu tun? Silke Helfrich, Commonsaktivistin und Publizistin, führt in ihrem Gastbeitrag kompakt in die Debatte ein.

pdf Helfrich, Silke: Commons – Eine Einführung 132 KB
06. Dezember 2013

»Reclaim the Commons«: Das Allmende-Kontor Berlin

Kategorien: Demokratie und Bürgergesellschaft, Bürgerschaftliches Engagement, Newsletter, Nachhaltige Entwicklung, Umwelt/ Natur/ Energie, Wohnen/ Wohnumfeld/ Konsum/ Verkehr

Die Debatte über Commons hat in den vergangenen Jahren eine gewisse Dynamik erreicht. Dementsprechend formiert sich gleichzeitig eine weltweite Commonsbewegung. Sie vernetzt digitale, kulturelle, ökologische und soziale Commonsaktivisten, die einen allmendebasierten Umgang mit Gütern, Geld und Menschen etablieren. Das Allmende-Kontor Berlin ist eine zivilgesellschaftliche Initiative, die sich für die Vernetzung von Berliner und Brandenburger Gemeinschaftsgärten und Projekten der urbanen Landwirtschaft engagiert. Ziel des Projekts ist das Zurückholen der Allmende, die Aufwertung der alltäglichen und gemeinschaftlichen Dimensionen des Lebens in der Stadt. Allmende wird hier verstanden als eine genossenschaftliche Verwaltungsform einer natürlichen Ressource zum Nutzen aller. Dr. Elisabeth Meyer-Renschhausen, Privatdozentin am Institut für Soziologie der Freien Universität Berlin, stellt in ihrem Gastbeitrag die Arbeit der Initiative und deren Erfolge vor.

pdf Meyer-Renschhausen, Elisabeth: Das Allmende-Kontor auf dem Tempelhofer Feld 145 KB
06. Dezember 2013

»Zukunft säen, Vielfalt ernten«: Kampagne für Saatgut-Souveränität

Kategorien: Demokratie und Bürgergesellschaft, Europa, Kampagnen, Nachhaltige Entwicklung, Newsletter, Umwelt/ Natur/ Energie

Sortenvielfalt und bäuerliche Saatgutproduktion sind erheblich bedroht, in Europa wie in vielen Teilen der Welt. Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass in den letzten hundert Jahren 75% der Sorten verloren gegangen sind, in Europa gar 90%. Zudem wird der weltweite Saatgutmarkt von wenigen Großkonzernen dominiert. Andererseits wird rund 60% des Saatgutes von Bauern produziert und unter Bauern getauscht. In vielen ländlichen Gemeinschaften auf der ganzen Welt ist Saatgut noch ein Gemeingut, und keine Ware. Weil Saatgut ebenso notwendig für die Ernährung der Menschen wie Boden, Sonne und Wasser, ist der freie Zugang zu Saatgut Teil des von den Vereinten Nationen beschlossenen Grundrechtes auf Nahrung. Die Kampagne für Saatgut-Souveränität setzt sich für die Erhaltung und Ausweitung der Sortenvielfalt in Landwirtschaft und Gartenbau und für eine eigenständige bäuerliche Saatgutproduktion ein. Andreas Riekeberg und Jürgen Holzapfel, beide seit vielen Jahren im Themenbereich Landwirtschaft, Biopiraterie und Gentechnik engagiert, stellen die europaweit aktive Kampagne und deren Strategie vor.

pdf Riekeberg, Andreas / Holzapfel, Jürgen: Wer ist und was tut die Kampagne für Saatgut-Souveränität? 143 KB
06. Dezember 2013

Initiative »med4all«: Faire Lizenzen für Medikamente

Kategorien: Demokratie und Bürgergesellschaft, Eine Welt/ Globalisierung, Europa, Gesundheit/ Behinderung/ Lebenshilfe, Kampagnen, Newsletter, Wissenschaft/ Technikgestaltung, Schule und Bildung

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben jährlich weltweit Millionen Menschen an Krankheiten, die durch Impfungen vermieden oder mit Medikamenten behandelt werden könnten. Das hat verschiedene Gründe; oft sind die Medikamente einfach zu teuer. Die hohen Preise sind Folge eines Patentschutzes, der Monopole auf Medikamente begünstigt. Durch diese Praxis werden sie häufig gerade für Menschen in Entwicklungsländern unbezahlbar. Weltweit wird medizinische Forschung und Entwicklung jedoch etwa zur Hälfte mit öffentlichen Geldern finanziert. Die Nutzung medizinischer Forschungsergebnisse, die mit öffentlichen Mitteln finanziert wurden, ist deshalb mit einer großen gesellschaftlichen Verantwortung verknüpft. Im Konfliktfeld zwischen geistigen Monopolrechten und öffentlichen Gütern spielt die Regelung der Eigentumsrechte eine wesentliche Rolle. Öffentliche Gelder für öffentliche Güter: die Initiative med4all setzt sich für Medizinpatente mit Sozialklauseln ein. Dr. Christian Wagner-Ahlfs, Koordinator zum Thema Forschungspolitik bei der BUKO Pharma-Kampagne, zeigt in seinem Gastbeitrag, wie Forschungsergebnisse mittels einer veränderten Lizenzpolitik zum Allgemeingut gemacht werden und so den größtmöglichen gesellschaftlichen Nutzen erbringen können.

pdf Wagner-Ahlfs, Christian: Pharma-Forschung, die gut ankommt 145 KB

Publikationen und Veranstaltungen

06. Dezember 2013

Publikation: Zeitwohlstand

Kategorien: Demokratie und Bürgergesellschaft, Nachhaltige Entwicklung, Newsletter, Zukunft/ Zukunftsforschung, Publikationen

Was ist heutzutage eigentlich Wohlstand? Wie können wir leben, so dass es allen Menschen gut geht und wir innerhalb der ökologischen Grenzen wirtschaften? Die Lösung könnte in einer anderen Wertschätzung von Zeit liegen. Die Autor/innen stellen deshalb die Frage, was eigentlich ein gutes Leben ist und betrachten die Rolle von Zeit, Arbeit und einer intakten Umwelt für unser Wohlbefinden. Das Buch bietet einen anregenden Einstieg in die Debatte um nachhaltiges Wirtschaften und entwickelt Visionen einer gerecht gestalteten Zukunft. Das Buch ist ein Projekt des konzeptwerk neue ökonomie e.V. und wird von diesem unter Creative Commons-Lizenz auch als Download zur Verfügung gestellt.

Konzeptwerk Neue Ökonomie e.V. (Hrsg.): Zeitwohlstand. Wie wir anders arbeiten, nachhaltig wirtschaften und besser  leben. 2013, 112 S., 16,95 Euro, ISBN 978-3-86581-476-0

Bestellung und Information

06. Dezember 2013

Publikation: Partizipative Erinnerungsräume

Kategorien: Kultur, Newsletter, Bürgerbeteiligung, Publikationen

Der Erfolg partizipativer Methoden der Wissensbildung und -vermittlung in Museen ist von der aktiven Rolle potenzieller Besucher ebenso abhängig wie von einem nachhaltigen Lernprozess der daran beteiligten Institutionen und Mitarbeiter/innen. Die Beiträge stellen den zugehörigen theoretischen Hintergrund ebenso vor wie dialogische Formen der kulturellen Bildung und Kunstvermittlung. Diese werden exemplarisch erschlossen anhand eines deutsch-polnischen Pilotprojekts, das im Martin-Gropius-Bau in Berlin stattfand. Ein Ausblick, wie Partizipation der Besucher/innen zukünftig die Arbeitsweise von Museen verändern kann, beschließt den Band.

Ackermann, Felix/Boroffka, Anna/Lersch, Gregor H. (Hrsg.): Partizipative Erinnerungsräume. Dialogische Wissensbildung in Museen und Ausstellungen. 2013, 378 S., 34,80 Euro, ISBN 978-3-8376-2361-1

Bestellung und Information

06. Dezember 2013

Veranstaltungshinweise

Kategorie: Newsletter

Zahlreiche Veranstaltungen sind im <link aktuelles termine-und-veranstaltungen _blank>Veranstaltungskalender des Wegweisers Bürgergesellschaft zu finden. Besonders hinweisen möchten wir dieses Mal auf:

• 13.-14.1.2014 in Berlin: Bürgerschaftliches Engagement in Europa
Eine Veranstaltung der Beobachtungsstelle für gesellschaftspolitische Entwicklungen in Europa

• 22.1.2014 in Dresden: Die folgenlosen Folgen der Krisen seit 2008
Offene Vorlesungsreihe (mit Podcast) der Heinrich Böll Stiftung Sachsen