»Wirklich wichtig war, dass wir gemerkt haben, dass es noch andere Menschen/Kräfte gibt, die im eigenen Sozialraum wirken und an die bisher keiner gedacht hatte«, fasst Barbara Tennstedt, Geschäftsführerin von FIPP e.V. und Teilnehmerin des ersten AI-Summit in Pankow, ihre Eindrücke zusammen. Dabei »waren anfangs die meisten Teilnehmer skeptisch«. Aber es ging immerhin darum, die Lebensbedingungen für Kinder und Jugendliche nachhaltig zu verbessern. Deshalb fanden sich bei aller Skepsis doch etliche Teilnehmer für das Projekt der Interessengruppe des sozialen Systems Kinder- und Jugendhilfe in Pankow. Neben einer Zukunftskonferenz und einer Open Space-Veranstaltung sollten dabei auch in allen zehn Sozialräumen des Bezirks Pankow zweitägige Workshops nach der Methode Appreciative Inquiry durchgeführt werden.

Aus Sicht des Workshop-Begleiters, Fritz Walter, eine richtige Entscheidung, denn »Appreciative Inquiry ist überall dort erfolgreich einsetzbar, wo strategische oder kulturelle Entwicklungs- oder Veränderungsvorhaben in Teams, Organisationen und Kommunen angesagt sind.«
Die Ziele dieser Veranstaltungen waren vor allem, zu erkunden, was bereits an Gutem vorhanden ist, die Schlüsselfaktoren der Identifikation im Bereich Kinder- und Jugendhilfe (belebende Faktoren) herauszuarbeiten und bei den Kindern Lust auf Zukunft und Interesse an Visionen und ihrer Umsetzung zu erreichen. Allerdings zeigte sich, dass der Erfolg der Methode auch von der Motivation der Teilnehmer abhängt. »Die Sozialarbeiterinnen und -arbeiter in den einzelnen Sozialräumen (insgesamt 10) waren unterschiedlich motiviert, sich für den Erfolg des Projektes einzusetzen«, erinnert sich Fritz Walter, »einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter empfanden die kurzfristige Durchführung, auch noch an zwei Tagen, für völlig überflüssig bzw. nicht zumutbar.« Entsprechend unterschiedlich waren die Ergebnisse. »Im Sozialraum mit der motiviertesten Kollegin gab es einen Zukunftsgipfel, bei dem fast das ganze System, mit über 80 Personen, vertreten war«, so Fritz Walter, »Dieser AI-Summit war von der Stimmung und den Ergebnissen her für mich besonders beeindruckend.« Und auch die Teilnehmer stellten am Ende zufrieden fest: »Gut, dass wir uns die Zeit genommen haben.«

Als Vorbereitung auf solche Workshops können Fragerunden durchgeführt werden, bei denen Kinder und Jugendliche durch Interviews in der Nachbarschaft, Schule, Kita, Jugendclubs etc., bei Freunden und Bekannten selbst in Erkundung bringen, wo diese positive Erfahrungen und »Juwelen« in der Jugend- und Kinderarbeit wertschätzend erlebt haben. Diese Erlebnisse können gesammelt und als Ergebnis der Wertschätzenden Erkundung dokumentiert bzw. als Input in die Workshops gegeben werden. Aus zeitlichen Gründen gelang dies in Pankow leider nicht. Auch bei den anschließenden Workshops waren nur wenige Jugendliche vom Jugendamt eingeladen worden. Stattdessen waren vor allem Professionals (Erzieherinnen und Erzieher, Jugendsozialarbeiterinnen und -arbeiter, Kita-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, Polizei, Lehrerinnen und Lehrer) aber auch viele Eltern geladen.
In den Workshops hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dann das Vier- Phasenmodell der Wertschätzenden Erkundung und Entwicklung: Verstehen – Visionieren – Gestalten – Verwirklichen durchlaufen und positive Erfahrungen und Erfolgserlebnisse zur Basis für zukünftiges Handeln gemacht. Bei den AI-Summits wurden von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Projektideen vorgeschlagen (hierbei wurde Open Space angewandt), denen sich danach andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer zuordneten. Allen Projektgruppen wurde eine Handreichung mitgegeben, nach der sie eine Projektkonzeption erstellen konnten. Für Barbara Tennstedt war die Teilnahme eine durchaus positive Erfahrung. »Ich habe den Prozess als ein zunehmendes Sich-Frei-Schwimmen erlebt, in Teilen sehr kreativ«, so ihr Fazit.

Die Projektkonzeptionen konnten bei einer Steuerungsrunde eingereicht werden, welche dann die drei besten Projektideen pro AI-Summit bewertete. Die jeweils drei besten Projektideen eines AI-Summits wurden mit Projektgeldern i.H. von Euro 3.000 ausgezeichnet. Unter den geförderten Projekten befanden sich u.a. eine Fotoausstellung »Jugendliche fotografieren ihren Kiez«, die Organisation einer Stadtteilkonferenz.
Um die Nachhaltigkeit der Workshop-Ergebnisse zu gewährleisten, sollten bereits in der Phase 1 Multiplikatorinnen und Multiplikatoren identifiziert und geschult werden, die den selbstorganisierten Projektgruppen nach den Workshops mit Rat und Tat zur Seite stehen (Ressourcen und Know-how), empfiehlt Fritz Walter. Schon jetzt wurde durch das Projekt viel erreicht, stellt Barbara Tennstedt für ihr Umfeld fest: »In Blankenburg ist durch den Workshop und den darauf folgenden Zuschuss für eine Kulturinitiative viel angestoßen worden. Die Initiative hat sich prima entwickelt und zum Beispiel in diesem Jahr ein großes Mittelalterfest veranstaltet«, erzählt sie, »Die Verbindungen, die aus dem Workshop erwachsen sind, wurden genutzt und weiter ausgebaut.«

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