Ziele & Voraussetzungen
Der Kommunale Planungsworkshop ist eine deliberative Methode, die auf dem Community Action Workshop der Harmony Foundation of Canada aufbaut. Der Workshop der kanadischen Stiftung kommt seit 15 Jahren in insgesamt 36 Ländern erfolgreich zum Einsatz. Die vorliegende Variante stellt eine stark abgewandelte Form dar, denn das Ziel bestand darin, eine detaillierte Aktionsplanung vorzulegen, die nur wenige Stunden in Anspruch nimmt, die für mittelgroße Gruppen geeignet ist und bei der die Ziele extern vorgegeben sind bzw. nicht während des Workshops erarbeitet werden. Das neue Design eignet sich daher besonders gut für Gruppen, die bereits über eine gemeinsame Vision verfügen.
Diese deliberative Methode unterstützt lokale Initiativen dabei, eine nachhaltige und zukunftsfähige Gemeinschaft zu planen. Der Methodenverlauf folgt der Idee, den Workshop so einfach wie möglich zu halten, aber dennoch so komplex wie nötig, damit Gruppen ohne große Hilfe von außen konkrete Aktionspläne erarbeiten können. Von dieser Herangehensweise können viele kommunale Akteure profitieren. Das übergeordnete Ziel besteht darin, lokale Akteure in die Lage zu versetzen, den Wandel, den sie herbeiführen möchten, strukturiert anzugehen.
Das Verfahren beschreibt sinnvolle Prozesse bzw. Werkzeuge, die zu kooperativen Aktionen führen und konkrete Aktivitäten ermöglichen. Die Themen können ganz unterschiedlicher Natur sein, etwa soziale, ökonomische oder Umweltthemen betreffen. Man stelle sich Gemeinden vor, in denen die Menschen aktiv für ein besseres Lebensumfeld und mehr Lebensqualität eintreten. Das setzt beispielsweise Bürgerbeteiligung, weniger Müll, sauberes Wasser, gute Kindergärten oder einen funktionierenden öffentlichen Personennahverkehr voraus.
Der Workshop versetzt auch unerfahrene Moderatoren in die Lage, konkrete Projekte anzuschieben, da klare Instruktionen und Checklisten zur Planung und Durchführung der Methode geboten werden. Das Handbuch zum Workshop gibt es in zwei Fassungen, in einer langen Version (train-the-trainer manual), die sich an professionelle Anwender wendet, und in einer vereinfachten Version, die die wesentlichen Verfahrensschritte auf den Punkt bringt.
Trotz inspirierter und engagierter Bürger scheitern kommunale Initiativen und Projekte immer wieder, weil die Beteiligten für ihre kooperative Arbeit auf keinen verständlichen und zuverlässigen Prozess aufbauen. Der Kommunale Planungsworkshop verkörpert solch einen Beteiligungsprozess, bei dem sich Menschen zusammenfinden, Ziele definieren und konkrete Aktionen vorbereiten. In einigen Fällen ist es sinnvoll, dass nur eine Person den Workshop leitet, in anderen Fällen können mehrere Personen die Moderation übernehmen.
Da das Workshopdesign nur wenige Stunden in Anspruch nimmt, eignet es sich am besten für Gruppen, die sich bereits kennen und über eine gemeinsame Zielsetzung bzw. Vision verfügen. In dieser Form lassen sich oft schneller Probleme analysieren, Aktionen planen und Wege konkreter Zusammenarbeit identifizieren. Zudem ist die fünfstufige Methode weniger für komplexe Herausforderungen gedacht, wie die Planung und Errichtung eines Klärwerkes. Es geht um kleine und mittelgroße Projekte auf der kommunalen Ebene.
Die Teilnehmer eines Kommunalen Planungsworkshops sind oft Menschen, die gemeinsame Interessen und/oder Werte teilen. Oft handelt es sich um Personen, die miteinander arbeiten oder leben (z.B. in einer Abteilung einer Stadtverwaltung oder in einer Hausgemeinschaft) und deshalb ein hohes Interesse daran haben, kollektive Herausforderungen zu erkennen und Lösungen mit dem Ziel zu erarbeiten, ihre Arbeits- und Lebenswelt nachhaltig positiv zu verändern.
Kooperation erzeugende Verhaltensprinzipien:
- Die Überprüfung von Verhalten und Werten hilft zu verstehen, wie besser zusammengearbeitet werden kann und wie bedeutsame Lösungen erarbeitet werden können.
- Erfahrungen sind grundlegend für das Lernen und Anwenden neuer Fertigkeiten und Ideen.
- Nachhaltige Veränderungen setzen ein tiefgreifendes Verständnis der Lebensumwelt voraus.
- Jeder ist Teil von komplexen ökologischen, sozialen und ökonomischen Systemen. Alles was Individuen und die Gesellschaft tun, beeinflusst etwas anderes oder jemand anderen.
- Kooperatives Lernen ist wechselseitig abhängig. Jeder lernt mit anderen und von anderen.
- Jeder Teilnehmer sollte offen sein, um neue Sichtweisen und innovative Lösungen erkennen zu können.
- Gemeinschaftsbasierte Initiativen sind von zentraler Bedeutung für effektive und nachhaltige Aktionen. Sie sollten in ihrem regionalen, nationalen oder globalen Kontext verstanden werden.
- Gesellschaftlicher Wandel muss auf allen Ebenen erfolgen, damit sich von gesellschaftlicher Integration sprechen lässt.
Auflistung vgl. u.a. Bloomfield 2000; Peterman 1998; Roseland 2005
Die Moderatoren eines Kommunalen Planungsworkshops sollten ihr Wirken an folgenden Grundsätzen ausrichten:
- alle Workshopteilnehmer aktiv einbinden
- beteiligungsorientierte Aktionen fördern, das heißt, alle relevanten Interessengruppen zur Teilnahme einladen
- Vertrauen und Respekt unter den Teilnehmern fördern und eine angenehme Lernumgebung schaffen
- die Diversität an Bedürfnissen und Lebensweisen beachten
- die Teilnehmer zur Wissensvermittlung und zum Teilen innovativer Ideen und Erkenntnisse ermutigen
- positive, praktische und nachhaltige Aktivitäten befürworten
- betonen und festigen realistischer Erwartungen
- bei Bedarf externe Expertise einbinden