In Hannover wurde das Verfahren der Planungszelle/Bürgergutachten zum ersten Mal eingesetzt, um Fragen des öffentlichen Personennahverkehrs zu klären. Der Auftraggeber waren die ÜSTRA Hannoversche Verkehrsbetriebe AG. Rund 300 Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich an zwölf verschiedenen Planungszellen. Dabei reichte das Alter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von 18 bis 81 Jahre. Außerdem waren sowohl »Stammgäste« des ÖPNVs als auch »notorische« Autofahrer vertreten. Von ihnen wurde das Nahverkehrsangebot der niedersächsischen Landeshauptstadt kritisch unter die Lupe genommen und Verbesserungsvorschläge entwickelt. Für die Mitwirkung erhielten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Bildungsurlaub oder eine kleine finanzielle Aufwandsentschädigung. Außerdem wurde eine Kinderbetreuung angeboten.

Zunächst wurden über drei Monate hinweg einige Testläufe durchgeführt. Anschließend fanden innerhalb von vier Wochen zehn Hauptläufe statt. Die Arbeit wurde dabei in 16 thematische Arbeitseinheiten aufgeteilt. Schwerpunkte waren Fragen der Mobilität, des Reiseverhaltens, der subjektiven Sicherheit, der Reisezeiten und der künftigen Tarifgestaltung. In fünf der 16 Arbeitseinheiten wurden Sachverständige hinzugezogen, die die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit weiteren Informationen versorgten. Die Ergebnisse der Arbeitseinheiten wurden ausgewertet und den Akteuren noch einmal präsentiert, damit Gelegenheit zu weiteren Stellungnahmen und Kritik blieb. Das Ergebnis war ein 200 Seiten starkes Bürgergutachten mit mehreren hundert Verbesserungsvorschlägen. Die Schwerpunkte lagen dabei auf dem Tarifsystem und der Erreichbarkeit des ÖPNV für Personen mit eingeschränkter Mobilität (z. B. Behinderte, ältere Menschen, Eltern mit Kinderwagen).

Das Verfahren wurde von allen Beteiligten als positiv bewertet. Vor allem die Gruppenarbeit kam bei den Bürgerinnen und Bürgern gut an, zumal durch die Zufallsauswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Menschen miteinander ins Gespräch kamen, die sich sonst vielleicht nie begegnet wären. Die mitwirkenden Fachleute zeigten sich vor allem von dem Engagement und der Kompetenz der vermeintlichen Laien beeindruckt. Mehrere Gruppen der Bürgergutachterinnen und -gutachter arbeiten inzwischen an der konkreten Umsetzung der Vorschläge mit. Die Verkehrsbetriebe haben sich außerdem verpflichtet, fortlaufend auf den Stand der Umsetzung zu achten.

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