»Weite Flächen, darunter ein Binnensee, lagen in der Umgebung der italienischen Stadt Bacoli einfach brach«, erzählt Hans-Luidger Dienel, »sie sollten wieder nutzbar gemacht werden, vor allem aber sollten die Bürger selbst über die Gestaltung mitbestimmen«. Der Stadt erschien daher eine Bürgerausstellung das geeignete Mittel, um die Bewohnerinnen und Bewohner auf das Problem und mögliche Lösungen aufmerksam zu machen. So sollte die weitere Verwendung und Gestaltung eines Küstengebietes der Stadt Bacoli bei Neapel, Italien, diskutiert werden.

15 temporäre Nutzerinnen und Nutzer, Touristinnen und Touristen und Verwaltungsangestellte wurden von einer Gemeindepsychologin zu Motivation, Nutzungsarten, Wünschen, Konflikten zwischen Nutzern etc. interviewt. Eine Fotografin begleitete die Interviewer, porträtierte die Befragten und fotografierte die Umgebung, in der temporäre Aktivitäten stattfanden. Die Interviews wurden inhaltsanalytisch ausgewertet, relevante Interviewpassagen ausgewählt und den Fotografien zugeordnet. Es wurden beispielsweise Aussagen über das  Verhältnis zwischen temporären Nutzern und Verwaltung und über konkreten Entwicklungsbedarf gemacht. Texte und Bilder wurden zu Exponaten verbunden und vor Ort in einem öffentlichen Gebäude ausgestellt. Zur Ausstellungseröffnung wurden alle Befragten, weitere temporäre Nutzerinnen und Nutzer und die allgemeine Öffentlichkeit eingeladen. Der Bürgermeister der Stadt Bacoli eröffnete die Ausstellung und sicherte dem Prozess die erwünschte Öffentlichkeit. Durch die Ausstellung sollte vor allem der Dialog der Bürger untereinander und mit der Verwaltung in Gang gesetzt werden. Die Ausstellungsstücke dienten sozusagen als Diskussionsgrundlage. Die Abbildungen zeigen zwei der Exponate der Ausstellung. Hier werden Fotos der Befragten und der betreffenden Flächen gezeigt. Fotos von Orten, die aus Sicht der Befragten nicht mehr in der derzeitigen Weise genutzt werden sollen, wurden etwa durchgestrichen oder mit anderen Symbolen wie Fragezeichen versehen.

»Bis heute wirkt das Engagement weiter und hat einen riesigen Prozess in Gang gesetzt«, weiß Hans-Luidger Dienel. Die Bürgerausstellung und weitere Aktivitäten im Rahmen des EU-Projektes »Urban Catalyst: Termporäre Nutzung urbaner Brachflächen« gaben den Anstoß zu einer nachhaltigen bürgerschaftlichen und kommunalen Bewegung zur Reaktivierung des Campo Flegrei und insbesondere des Binnensees. Im Sommer 2003 wird die ökologische Sanierung des Binnensees in Angriff genommen und von der Gemeinde Bacoli mit Uferfesten gefeiert.

Adresse

Hans‑Luidger Dienel
Technische Universität Berlin
Hardenbergstr. 36 A
D-10623 Berlin
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Telefax (0 30) 3 14‑26 91 7
E‑Mail: dienel@ztg.tu‑berlin.de