»Neue Aufgaben und Qualitäten für die KiTas! Trotz knapper Kassen?« – eine Frage, die die Bürgerinnen und Bürger von Osnabrück mit einem klaren »Ja« beantworten wollten. Doch wie kann die Arbeit in den Kindertagesstätten besser organisiert und das Angebot finanziert werden? Dies sollte im Rahmen eines Diskurses geklärt werden. Als Beispiele dienten ähnliche Diskurse in den Landkreisen Cloppenburg und Soltau-Fallingbostel. Sie ermutigten die Stadt Osnabrück, sich an dem Projekt »Die Zukunftsaufgaben für Staat und Gesellschaft« des Landes Niedersachsen zu beteiligen.

Für die Arbeit in den Diskursrunden wurden die Teilnehmer so eingeladen und ausgesucht, das alle Interessengruppen vertreten waren. Außerdem wurde ein konkretes Arbeitsprogramm und Spielregeln des Umgangs vereinbart. Zwischen Juli und November 1999 beteiligten sich mehr als 50 Bürgerinnen und Bürger aus über 30 Interessengruppen an den sechs Diskursrunden. Darunter waren Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, KiTa-Leiterinnen, Vertreterinnen und Vertreter der Träger, der Kirchen und Kommunalpolitik. Schwerpunkt der Diskussion waren eine Vision der »KiTA 2010«, Bausteine für die Qualitätsentwicklung, die Zusammenarbeit zwischen KiTas und Grundschulen und Veränderungen im Berufsbild von Erzieher/innen. Geleitet wurden die Runden von Moderatoren der hammerbacher GmbH aus Osnabrück. Schnell kamen die Beteiligten zu dem Ergebnis, dass sich die Aufgaben Erziehung, Bildung und Betreuung in Zukunft erweitern werden. KiTas könnten auch als Lobby für Kinder verstanden werden und sich zu einer sozialen Anlaufstelle entwickeln. Als Modell wurde hier das »Haus für Kinder« entwickelt, dass die KiTa-Aufgaben altersgemischter Gruppen mit Familien- und Stadtteilarbeit verbinden sollte. So könnte hier jede KiTa ihre Akzente setzen, von der Tee-Ecke für Eltern über die Beteiligung an Straßenfesten bis zur Vermittlung von Nachbarschaftshilfen und Qualifizierungsmaßnahmen für Mütter. Daher empfahl der Diskurs, hierfür geeignete Qualitäten gezielt aufzubauen und entsprechende Weiterbildungen zu entwickeln. Gemeinsam mit Grundschullehrerinnen und –lehrern wurde außerdem die Leitlinie des »Osnabrücker Modells« zur Einführung der »Verlässlichen Grundschule« entwickelt. Dabei geht es um Empfehlungen, wie durch die Zusammenarbeit von KiTas und Grundschulen vor Ort ein hochwertiges Angebot für Betreuung, Bildung und Erziehung aufgebaut und Ressourcen besser genutzt werden können.

Zum Abschluss der Diskursrunden empfahlen die Teilnehmer der Stadt, möglichst bald die Träger einzuladen, um Rahmenbedingungen und Kooperationschancen auszuloten. Ein halbes Jahr später konnten die Akteure und Moderatoren feststellen, dass viele Ideen aufgegriffen und konkrete Projekte realisiert worden waren. Insgesamt waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch sehr zufrieden mit der Methode des Diskurses. »Auch als ›normaler‹ Bürger konnte man interessante Kontakte knüpfen«, meint Kerstin Bußmann vom Stadtelternrat Osnabrück, »gespannt bin ich darauf, ob die Ergebnisse wirklich ernst genommen werden.« Immerhin hatten sowohl das Kultus- als auch das Sozialministerium zugesagt, die Empfehlungen und Hinweise zu berücksichtigen. Rückblickend kommen die Moderatoren zu dem Ergebnis, der Diskurs habe »viele Zukunftsperspektiven aufgezeigt, die in der breiten Öffentlichkeit einige Jahre später – vor allem nach Veröffentlichung der PISA-Studie – intensiv diskutiert wurden und werden«.

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