Ziel des Bürger- und Nutzerbeteiligungsprojekts »Messestadt Riem: Dialog« ist es, für einen komplett neuen (Agenda-)Stadtteil auf dem ehemaligen Flughafen in München eine frühzeitige und umfassende Einbindung der beteiligten Akteure zu organisieren. In der Startphase bis 2003 geht es vor allem darum, Planerinnen und Planer mit den Betroffenen in einen Dialog treten zu lassen. Dafür werden alle Register moderner Dialogkommunikation gezogen: von einem so genannten »InfoTreff« über Hotline und Internet, bis hin zu Veranstaltungen unterschiedlichster Größe und Methodik (Runde Tische, Großgruppenmoderation, Mediation usw.).

Die besten Ergebnisse für die Planungsumsetzung ließen sich dabei in moderierten Workshops erzielen. Selbst bei Großgruppen um 100 Personen war konstruktives Arbeiten möglich. Intensive Vorgespräche mit den Beteiligten und die Anwesenheit von »Entscheidern« sind dafür allerdings Voraussetzung. Auch die Abfrage von Kritik und Anregungen unmittelbar nach einem Einführungsreferat, aber noch vor der Detailbehandlung durch Planer bzw. Vertreter der öffentlichen Verwaltung hat sich bewährt.

Ein Beispiel: Für das neue Stadtviertel mit seinen im Endausbau 16.000 Einwohnern und 13.000 Arbeitsplätzen soll ein zentraler Platz angelegt werden. Die Planung ist – wie so oft – sehr weit fortgeschritten. Erst jetzt wird eilig eine Informationsveranstaltung für die Bewohnerinnen und Bewohner angesetzt. Dort kommt es zum Eklat. Die Akteure stehen sich nun »unversöhnlich« gegenüber. Für die Moderation ist dies zunächst der »worst case« , der eingetreten ist, weil eine reine Info- und keine Planungsveranstaltung in Auftrag gegeben wurde.

Zur Schadensbegrenzung wird ein Vierteljahr später ein so genannter »Planungstag« angeboten. Nach einer halbtägigen Busexkursion mit Bewohnern und Planern zu beispielhaften Plätzen in und um München, gibt es einen »Stadtplatz-Workshop«. Zur Einstimmung und zur Information der nach der Exkursion hinzugekommenen Akteure werden Dias der besuchten Plätze gezeigt und in einem »Blitzlicht« die Eindrücke vom Vormittag beleuchtet. Die Chefs des beauftragten Planungsbüros tragen persönlich und engagiert ihr Platzkonzept vor und die Bewohnerinnen und Bewohner entwickeln in Kleingruppen Ideen für ihren »Platz der Menschenrechte«. Die Aufwertung des Platzes zu einem offiziellen »Gedenkplatz« ist nämlich das »Zuckerl«, das der verantwortliche Vertreter der Stadtverwaltung den Bürgerinnen und Bürgern mitgebracht hatte.

Von Anfang an herrscht eine völlig andere Atmosphäre als bei der ersten Infoveranstaltung. Das liegt zum einen an der Veranstaltungsform des offenen Workshops. Zum anderen an der intensiven Vorbereitung: Die Planerinnen und Planer hatten die vehemente Kritik aus der ersten Runde angenommen, ihr Konzept überarbeitet und ein aktuelles Modell mitgebracht; die noch vorhandenen Spielräume wurden in zähen Verhandlungen mit Auftraggeberin, Planungsbüro und Stadtverwaltung genau festgelegt. Das Ergebnis überrascht schließlich alle: Die Bewohnerinnen und Bewohner können das Konzept besser nachvollziehen und akzeptieren es in seinen Grundaussagen. So verzichten sie z.B. nach der Beschäftigung mit dem Thema »Menschenrechte« auf ihre zentrale Forderung nach einem Brunnen: »Keine Verschwendung der Ressource ›Wasser‹!« Die Planerinnen und Planer sind froh, dass ihr Grundkonzept nicht länger in Frage gestellt wird und nehmen viele alltagspraktische Anregungen mit. Stadtverwaltung und Auftraggeberin schließlich sind vor allem über den erzielten Konsens und die eingesparten Mittel für den Brunnen froh.

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