Anwendungsfelder

Anwendungsfelder

Die Anwendungsfelder sind vielfältig. Einige Beispiele aus der Praxis:

Die Ortsgruppe einer Jugendpartei will die Partei, die die Mehrheit im Gemeinderat inne hat, von einem politischen Vorhaben überzeugen. In einem Planspiel finden die Jungpolitiker die entscheidende Strategie.

  • Die Mitarbeiter/innen einer Verwaltung wollen Bürger/innen intensiver an den Entwicklungen des Gemeinwesens beteiligen. In einem Planspiel entwickeln und reflektieren sie Methoden und Modelle der Bürgerbeteiligung.
  • In einem Planspiel zur Liberalisierung des Strommarktes werden die Vor- und Nachteile pro aktiv simuliert und wichtige Erkenntnisse zur Umsetzung der Maßnahme abgeleitet.
  • In einem Online-Planspiel schlüpfen junge Menschen in die Rollen der Politik und simulieren die Entscheidungsprozesse in einer Kommune.
  • Auf einer Tagung zu den Veränderungen in der Erwerbsarbeit der Zukunft simulieren die Teilnehmenden eine zukünftige Erwerbsbiografie.
  • In einem Planspiel verhandeln Teilnehmende ein Dilemma und trainieren an einem realen Beispiel ihre Verhandlungsfähigkeiten.

Tatsächlich sind Planspiele für viele Anliegen in der Bürgerbeteiligung geeignet. Das Vorhaben wird ausgelotet, es entstehen neue Einsichten und Ideen, das Verhalten der Anderen wird nachvollziehbar, durch Vorwegnahme der Zukunft entstehen neue Realitäten. Fehler werden sichtbar und können im späteren Handeln, beim Transfer in die Wirklichkeit, vermieden werden.

Stärken und Grenzen der Methode

Planspiele sind lerneffizient. Die Eigenmotivation der Lernenden, die Emotionalität und der leichte Transfer in die Wirklichkeit tragen dazu bei. Die Lernenden ziehen in der Regel selbstgesteuerte, beteiligungsintensive Lernprozesse, in denen sie aktiv werden können, den eher passiven, fremdbestimmten Gestaltungsformen vor. Die offensichtliche Nähe einer Planspielaufgabe zur Wirklichkeit fördert die Motivation. Zudem erleben die Teilnehmer/innen von Beginn an, dass zur Lösung der Aufgabe die eigene Kreativität und das eigene Engagement gefragt sind und der Einzelne mit seiner ganzen Persönlichkeit involviert ist.

Der zweite Aspekt, die hohe Emotionalität, lässt sich in jedem Planspiel beobachten. Von Zweifeln und Verzweifeln bis zu Glücksmomenten durchlebt ein Lernender im Planspiel ungezählte Gefühlslagen, meist zusammen mit den Anderen im Team. Und wer sich im Spiel ein Thema erarbeitet hat wird sich stets daran erinnern: er hat es selbst getan, gefühlt, geplant, kurzum erlebt. So geschieht, drittens, der Transfer in die Realität von selbst, stets nachhaltig und wirksam.

Obwohl es fast nur gute Effekte zu berichten gibt, werden Planspiele in der Bürgerbeteiligung eher seltener eingesetzt. Das liegt sicher auch daran, dass die Entwicklung eines Planspieles aufwendig ist. Neben der geeigneten Idee erfordert die Umsetzung erfahrene Planspieler, die die Idee spieletauglich machen, indem sie komplexe Situationen reduzieren und so spielbar machen. Gleichzeitig muss das Thema so differenziert bleiben, dass es die Wirklichkeit gut abbildet. Wer kein eigenes Spiel kreieren will, findet im Internet und in der Literatur viele Ideen, die sich gut an das eigene Anliegen anpassen lassen.