Ablauf

Ablauf

Ausgangspunkt für Planning for Real ist die Selbstorganisation der Bewohner/innen. Sie initiieren und begleiten den Entwicklungsprozess eines Gebietes. Das Verfahren gliedert sich in einzelne Schritte, die verschiedene Zugänge hinsichtlich Mitwirkung, Teil- und Einflussnahme und Kooperation eröffnen. Im Mittelpunkt steht, dass Bedingungen geschaffen werden, in denen gemeinsames Arbeiten möglich wird (working relationship). Auf diese Weise können sich verschiedene Beteiligte mit ihren jeweiligen Fähigkeiten und Kenntnissen einbringen.

1. Schritt: Es trifft sich eine Gruppe aus dem Ort/der Region

Initiiert wird das Verfahren in der Regel von einer Gruppe von Menschen (Initiativgruppe), die einen Veränderungsbedarf in ihrem Lebensumfeld sieht und diesen mit anderen gemeinsam bearbeiten möchte. Die Gruppe gibt ihr Vorhaben öffentlich bekannt und lädt andere Bewohner/innen ein, sich am Entwicklungsprozess zu beteiligen. Für die Einbeziehung vieler verschiedener Sichtweisen und Ideen zum Vorhaben ist es wichtig, Kontakte auch zu Einrichtungen, Organisationen und Gewerbetreibenden bereits im ersten Verfahrensschritt aufzunehmen.

2. Schritt: Die Menschen bauen ein Modell

Der Ort, das Gebäude oder der Platz, der im Mittelpunkt der Veränderung steht, wird als kleinformatiges 3D-Modell erstellt. Es ist kein Ausstellungsstück. Im Gegenteil: es ist ein dauerhaftes, gut handhabbares Arbeitsmittel. Damit das Modell einfach und flexibel transportiert werden kann, werden leichte Baumaterialien, wie Papier, Pappe und Styropor verwendet. Gebaut wird an Orten, wo sich die Bewohner/innen begegnen, z. B. in Einrichtungen, auf Spielplätzen, als Teil von Veranstaltungen.

3. Schritt: Das Modell wird im Stadtteil oder am Ort öffentlich präsentiert

Zielsetzung im dritten Arbeitsschritt ist es, mit Hilfe des Modells mit möglichst vielen am Ort lebenden und arbeitenden Menschen ins Gespräch zu kommen. Diese Phase ermöglicht einerseits gegebenenfalls notwendige Korrekturen an dem Modell. Andererseits werden die Informationen aus den Gesprächen für den Planungsprozess gesammelt und schriftlich fixiert. Gezeigt wird das Modell vor und in Einrichtungen, vor Geschäften, bei Festen, an Bushaltestellen oder U-Bahnstationen – eben dort, wo sich die Bewohner/innen aufhalten.

4. Schritt: Nachbarschaftshilfebögen – Wer kann was?

Parallel zur Arbeit mit dem Modell werden »Nachbarschaftshilfebögen« verteilt. Mit Hilfe dieser Bögen werden die Menschen befragt, welche Fähigkeiten und Interessen sie besitzen, und welche sie für die Entwicklung ihres Ortes zur Verfügung stellen wollen und können. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, den eigenen Bedarf an Hilfe zu formulieren. Die erfassten Nachbarschaftshilfebögen ermöglichen beispielsweise den Aufbau einer Tauschbörse oder einer (nachbarschaftlich) organisierten Datenbank hinsichtlich der vorhandenen Ressourcen.

5. Schritt: Die Ereignis-Veranstaltung

Im Mittelpunkt dieser Veranstaltung steht das Arbeiten am Modell unter Zuhilfenahme »non-verbaler« Mittel. Diese non-verbalen Hilfsmittel sind sogenannte »Vorschlagskarten«. Die Karten stellen Anregungen für Vorschläge zur Veränderung des Stadtteils oder des Ortes bildlich und schriftlich dar. Mit unterschiedlichen Farben sind auf ihnen verschiedene Bereiche gekennzeichnet, z. B. Verkehr, Grünanlagen, Gemeinschaftseinrichtungen, Gewerbe, Sport- und Freizeitaktivitäten, Kinder und Jugendliche. Diese Karten können von den Anwesenden auf das Modell gelegt werden, und zwar dort, wo eine spezifische Veränderung als wichtig erachtet wird. Es dürfen dabei nur die Vorschläge wieder entfernt oder verändert werden, die man selbst gelegt hat.

6. Schritt: Prioritätensetzung und Zeitplanung

Je nach Prozessverlauf erfolgt die Prioritätensetzung und Zeitplanung im Rahmen der Ereignisveranstaltung oder in darauffolgenden Treffen. Die Prioritätensetzung der Veränderungsvorschläge (Vorschlagskarten) wird anhand eines »Ideenkreises« durchgeführt. Der Ideenkreis umfasst mindestens fünf Kreise, auf denen die Bewohner/innen mit ihrem Namen die Vorschläge von außen nach innen in den letzten Kreis bewegen können. Vorschläge, die diesen Kreis erreichen, erlangen somit Priorität in der Umsetzung. Mit Hilfe einer zweidimensionalen Tafel und den Kategorien »Jetzt – Bald – Später« und »Entscheidungsleisten« werden anschließend die weiteren Schritte zeitlich geplant. Notwendig ist eine Vereinbarung darüber, welche Zeiträume »Jetzt«, »Bald«, »Später« umfassen. Neben der zeitlichen Einordnung der Vorschläge werden mit Hilfe der »Entscheidungsleisten« weitere Einschätzungen vorgenommen, z. B. benötigte Ressourcen und zu beteiligende Personen. Zielsetzung ist es, mit überschaubaren Aktivitäten zu beginnen.

7. Schritt: Themenbearbeitung in Arbeitsgruppen

Nach der Prioritätensetzung und der Zeitplanung werden konkrete Entwicklungsschritte eingeleitet, Handlungsansätze erarbeitet sowie Aktionspläne erstellt. Dabei ist es wichtig, nach einem festgelegten Plan zu arbeiten und Verantwortlichkeiten festzulegen. Die Arbeit der Arbeitsgruppen erfordert Transparenz, so dass weitere interessierte Menschen zu jeder Zeit an dem Prozess teilhaben können. Die Zwischenergebnisse werden in öffentlichen Veranstaltungen vorgestellt und diskutiert.

8. Schritt: Umsetzung von Aktionsplänen

In diesem Arbeitsschritt geht es darum, Aktivitäten kontinuierlich zu fördern und umzusetzen. Dabei sollte die Umsetzung der Aktivitäten vorstellbar sein und in übersichtlichen Arbeitsschritten dargestellt werden:

  • Was muss – wo – notwendigerweise getan werden?
  • Wann und wie kann es umgesetzt werden?
  • Wer macht was?

Ziel ist es, in einem kurzen Zeitraum sichtbare Ergebnisse zu schaffen und dabei mit dem Machbaren zu beginnen.