Praxisbeispiel Open Space Leoben

Mehr als ein Event

Die Erfahrung des Open Space Leoben zeigt, dass die Durchführung eines Open Space mit Jugendlichen mehr sein kann als ein einmaliges Event. In Leoben war der Open Space End- und gleichzeitig Startpunkt in einem langfristig angelegten Beteiligungsprozess und bot allen Beteiligten eine Vielzahl an positiven Erfahrungsmomenten.

Der Open Space Leoben war Auftakt für die Entwicklung von Maßnahmen im Rahmen von »Leoben kreativ«. Ausgangspunkt dafür sind die Herausforderungen, denen die Stadt heute gegenüber steht wie etwa die Abwanderung junger Menschen. Durch einen kreativen Prozess und aktives Einbinden aller Beteiligten sollten neue Lösungsansätze gefunden werden. Andererseits war der Open Space der finale Höhepunkt eines fast einjährigen Vorbereitungsprozesses, getragen von einem jungen Organisationsteam bestehend aus 26 Schüler/innen der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HLW) Leoben.

Durch die partizipative Planung, Organisation und Durchführung des Open Space gemeinsam mit Jugendlichen gelang es, viele unterschiedliche Akteurinnen und Akteuren einzubinden. Der Prozess stärkte bei den Jugendlichen das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen und erhöhte ihre Kompetenzen im Umgang und in der Kommunikation mit Menschen. Auf der Ebene der Gemeinden und Institutionen ermöglichte der Open Space Innovationen und führte zu Projekten, an denen viele junge Menschen engagiert mitarbeiten.

»Plötzlich drehte sich alles nur noch um den Open Space, unser Projekt. Open Space war überall. In unseren Gedanken, Pausengesprächen, zu Hause. Und es ging auch ziemlich viel von meiner Freizeit drauf. Zwischendurch dachte ich auch an alles Hinschmeißen. Wir können stolz sein, was wir geschafft und wie viel wir dabei gelernt haben.«
Teilnehmerin, 18 Jahre

Jugendliche Expertise ernst nehmen

Ziel der Durchführung des Open Space war, die Bedürfnisse und Ideen von Jugendlichen in Leoben besser kennenzulernen und Eigeninitiativen von Jugendlichen anzustoßen und zu unterstützen. Der langfristig angelegte Prozess sollte Jugendlichen neue Perspektiven eröffnen und Gestaltungsmöglichkeiten aufzeigen. Außerdem bietet ein Open Space Vernetzungsmöglichkeiten: Jugendliche mit ähnlichen Ideen können sich zusammentun, der Freundeskreis und der Klassenverband öffnet und erweitert sich.

Wenn Jugendliche als Expertinnen und Experten ihrer eigenen Lebenswelt ernst genommen werden, dann kommen schnell auch der Wunsch und die Fähigkeit, ihren Alltag und die Gesellschaft durch neue Ideen, Visionen und Pläne mitzugestalten. Und finden sie sich in einer Arbeitssituation ohne hierarchische Struktur und der gezielt geförderten Selbstorganisation, können Jugendliche ihre individuellen Stärken, Vorkenntnisse und Kompetenzen einbringen.

Im Chaos kreativ sein

Der Gesamtprozess in Leoben 2011/12 umfasste drei Phasen:

  • Vorbereitung,
  • Bedarfserhebung (= Open Space)
  • Umsetzung.

Die Vorbereitung beinhaltete die gesamte organisatorische Planung gemeinsam mit den 26 Jugendlichen: Die Schülerinnen und Schüler entwickelten u.a. Logo, Plakate und Flyer, gestalteten eine Webseite und eine Fanpage auf Facebook, nahmen an Pressekonferenzen teil und bewarben den Open Space in allen Schulen in und um Leoben. Wichtig dabei war die Ausgeglichenheit zwischen Mitarbeit und Lernmöglichkeiten für das junge Organisationsteam.

Um das zu erreichen, wurden verschiedene Workshops mit Expert/innen abgehalten: Grafikdesign, Projektmanagement, Moderationsworkshop. Im Anschluss an die Workshops wurde das neuerworbene Wissen im konkreten Arbeiten angewandt und vertieft.

Im April 2012 fand schließlich der Open Space statt. Für die Organisationsgruppe war das der Höhepunkt ihrer monatelangen Vorbereitungen, für die über 280 teilnehmenden Jugendlichen der Startpunkt für ihre Mitarbeit im Rahmen der »Chaoskonferenz«.

Von der Idee zur Umsetzung

Vielfältige Bedürfnisse wurden von den 280 Jugendlichen am Tag des Open Space artikuliert, Visionen wurden geboren, Ideen entwickelt, konkrete Schritte diskutiert. Das junge Organisationsteam begleitete die teilnehmenden Jugendlichen den ganzen Tag über inhaltlich und organisatorisch, versorgte sie mit Essen, Getränken und Musik und gestaltete auf diese Weise eine kreative und angenehme Arbeitsatmosphäre.

Die Ideen wurden in Arbeitsgruppen bearbeitet: Musik/Festivals, Bands/Veranstaltungen, Film/Kino/Video, Grafik/Malerei/Design/Fotografie, Mobilität, Sport. Der Gesamtprozess war für alle Beteiligten – insbesondere für die Jugendlichen, die in den Vorbereitungsprozess involviert waren - ein intensives Lernerlebnis. Im Rahmen von »Leoben kreativ« wurden einige der Ideen umgesetzt und waren für alle Jugendlichen der Region zugänglich (Filmworkshop). Vor allem aber konnten junge Menschen durch den Open Space Selbstwirksamkeit und Mitbestimmung erleben und ihren Lebensraum ein Stück mitgestalten.

Literatur und Links

  • beteiligung.st (2012): Dokumentation Open Space Leoben, Graz.
  • beteiligung.st (2011): Open Space. Ein Handbuch von Jugendlichen für Jugendliche, Graz.
  • Maleh, Carole (2001): Open Space. Effektiv arbeiten mit großen Gruppen, Weinheim/Basel.
  • www.beteiligung.st