Praxisbeispiel Bildungskonferenz Gropiusstadt in Berlin-Neukölln

Bildungskonferenz Gropiusstadt in Berlin-Neukölln

Die Attraktivität von Bildungsangeboten ist für Eltern und Wirtschaftsakteure seit Jahren ein wichtiger lokaler Standortfaktor. Damit ihre Kinder an eine gute Schule kommen, nehmen Eltern Mühe und Belastungen auf sich. Sie melden sich beispielsweise rechtzeitig vor der Anmeldung in die Grundschule postalisch um, damit sie im Einzugsbereich der von ihnen gewünschten »guten« Schule gemeldet sind. Elterninitiativen, die mit dem Regelangebot der öffentlichen Schulen nicht zufrieden sind, gründen selbst eine Schule oder melden ihre Kinder auf privaten Schulen an.

Um dem Abwanderungstrend von Mittelschichtsfamilien entgegenzuwirken und negative Entwicklungen für den Kiez abzuwenden, beschlossen die Verantwortlichen im Bezirk Neukölln und das Quartiersmanagement, für die Gropiusstadt geeignete Maßnahmen anzustoßen, um auf die Herausforderungen schnell reagieren zu können.

Entwicklung eines attraktiven Bildungsstandortes Gropiusstadt

Der Prozess gliederte sich in drei Phasen.

 

  • In der ersten Phase wurden drei Planungs-Workshops mit ca. 30 Vertreter/innen aller relevanten Interessengruppen aus dem Bereich Erziehung und Bildung durchgeführt. Die Workshops dienten der Vorbereitung der Bildungskonferenz Gropiusstadt.
  • In der zweiten Phase wurde die zweitägige Bildungskonferenz durchgeführt. Die Projektgruppen, die sich auf der Konferenz gebildet hatten, wurden bis zum Nachfolgetreffen, auf der die (Zwischen-)Ergebnisse der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurden, von dem Moderatorenteam der Bildungskonferenz begleitet.
  • In der dritten Phase in den Jahren 2008 und 2009 wurden die Projektideen durch selbstorganisierte Projektgruppen realisiert. Für die Umsetzung konnten die Projektgruppen Gelder beim Quartiersmanagement beantragen. In der Broschüre »Bildungslandschaft Gropiusstadt« sind Informationen für Eltern über beispielhafte Angebote im Bereich Erziehung und Bildung zusammengetragen.

Ergebnisse des Prozesses

Die Planungsgruppe (Kernteam) mit annähernd 30 Mitgliedern legte den Ablauf und die Themenschwerpunkte fest. Beteiligt waren Schulleiter/innen und Lehrer/innen aus über 10 Schulen wie auch Kitaleiter/innen und Erzieher/innen, Schüler- und Elternvertreter/innen, Mitarbeiter/innen der Jugendzentren und des Jugendamtes. Außerdem Projektleiter/innen aus dem Bereich Bildung und Erziehung, Jugendräte, Vertreter/innen des Quartiersmanagement und des Bezirksamtes Neukölln.

Folgende Projektideen und Maßnahmen wurden auf der Bildungskonferenz entwickelt und beim Follow-Up einige Wochen später vorgestellt:

 

  • Projekt Dorfplatz, Anleitung und Information für andere Dorfplätze
  • Scouts für die Gropiusstadt
  • Gropiusstädter Jugend trifft sich zur Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch
  • Aufbau und Entwicklung des Bildungszentrum Wutzkyallee
  • Informationszentrum aufbauen und weiterentwickeln zum Familienzentrum
  • Klimakonferenz, Fortbildungen und Umsetzung der Methode an Schulen in der Gropiusstadt
  • Gropiusstädter Sprachenstrategie entwickeln
  • Außerschulische Förderung, u.a. Hausaufgabenhilfe
  • Kleinkiez-Arbeit (Nachhilfe, Elternarbeit, Vernetzung, Elterncafé) an der Hugo Heimann-Schule
  • Bildungsstandort Efeu-Weg weiter entwickeln

In Interviews äußerten sich Teilnehmende zu den Ergebnissen der Bildungskonferenz:

Ronald Hägler, Konrektor Herrmann-von-Helmholtz-Schule:
»Ich fand die Konferenz ausgesprochen informativ. Man konnte zu vielen anderen Institutionen Kontakte knüpfen und Erfahrungen austauschen, und ich denke, dass wir innerhalb der Gropiusstadt jetzt auf einem guten Weg sind, und zwar nicht auf einem Weg der Konkurrenz, sondern auf einem Weg der Vernetzung und Kooperation.«

Annette Lenz, Horterzieherin Janusz-Korczak-Grundschule:
»Ich fand’s toll, die anderen Einrichtungen hier kennen gelernt zu haben und dass man mal einen Einblick auch in andere Berufsgruppen im Bildungsbereich bekommen konnte. Ich glaube auch, dass sich was verändern lässt, wichtig ist nur, dass man jetzt auch am Ball bleibt.«

Das Projekt »Gemeinsam für Erziehung und Bildung – Bildungskonferenz Gropiusstadt« wurde aus Mitteln das Quartiersmanagement Gropiusstadt gefördert. Die drei Planungs-Workshops begannen im November 2007 in zweiwöchigen Abständen. Die zweitägige Bildungskonferenz mit 130 Teilnehmenden wurde Ende April 2008 durchgeführt. Die halbtägige Follow-Up-Veranstaltung, bei der die Projektkonzeptionen präsentiert und diskutiert wurden, fand kurz vor den Sommerferien 2008 statt. Die Umsetzung der Projekte wurde zum Teil aus Quartiersmanagement-Mitteln finanziert.