Durchführung

(nach H. Fey)

1. »Reinfall« aus der Praxis

Stellen Sie nun bildhaft und anschaulich eine konkrete Praxissituation dar, in der jemand oder etwas scheitert. Dieser Praxisfall soll vor allem zwei Bedingungen erfüllen:

  • Er ist die Darstellung eines typischen Problems aus der Praxis Ihres Vortragsgebietes. Im Laufe des Vortrags werden Sie für genau diesen Praxisfall eine Lösung entwickeln. Dadurch wird dieser Reinfall zum anschaulichen »Tor der Erkenntnis« für die Zuhörer.
  • Er wird so dargestellt, dass die Zuhörer sich ihn vorstellen können. Im Idealfall stammt er aus dem Erfahrungsbereich der Zuhörer. Sie »kennen das Problem« oder halten es für möglich, dass es ihnen hätte auch passieren können.

»Bitte stellen Sie sich vor: Sie werden schwer krank: Es trifft Sie plötzlich der Schlag. Von einem Tag auf den anderen ist alles anders, als es zuvor war...« 

Wir beschreiben die entstehende Lebenskrise. Durch diesen Kniff haben wir die Motivation erzeugt, dass die Zuhörer in den folgenden Phasen des 5-Schrittes wieder genesen wollen. Dabei werden sie persönlich den Nutzen der Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe (mit)erleben und verstehen, warum eine Kontaktstelle für Selbsthilfegruppen nützlich und notwendig ist.

2. Analyse

In der Analysephase werfen Sie – am konkreten Reinfallbeispiel aus der Praxis – Fragen auf.

Sie präparieren allmählich den Kern des Problems heraus, der damit verbundenen Fragestellungen, der enthaltenen Schwierigkeiten,...

»Was bräuchten Sie in dieser Lebenssituation?... Leider kennen Sie nicht... Sie wissen nicht, wie..., Mitleid nützt Ihnen auch nichts..., was gefragt wäre, sind Erfahrungen von Menschen in ähnlicher Situation..., die eine solche Lebenskrise schon z.T. bewältigt haben, jemanden kennen, der die eigene Situation versteht..., aber wo nur finden wir diese Menschen?«...

3. Synthese

Wo Fragen sind, braucht es Antworten: Im Wechsel zwischen Analysefragen und Antworten entwickeln Sie eine Problemlösung für den konkret geschilderten Einzel(Rein-)fall.

»Hätte es eine Einrichtung gegeben, die man nach existierenden Selbsthilfegruppen hätte fragen können, wäre alles für Sie viel einfacher gewesen...  Sie hätten sofort Kontakt zu Menschen in gleicher Situation gehabt... Unterstützung und Rat bekommen... profitiert von den Erfahrungen anderer...«

Erst an dieser Stelle löst sich der gedankliche Weg von der konkreten, vorstellbaren Einzelerfahrung (Praxis) und holt weiter aus, wird grundsätzlich (Theorie):
»Die Erfahrung, etwas allein nicht bewältigen zu können, machen viele Menschen in unserer Gesellschaft« - nun kann die Beschreibung der Selbsthilfe-Szene folgen.

4. Theorie/Abstraktion

Nun ziehen Sie aus der Synthese, der konkreten Einzelfalllösung, alles heraus, was allgemeingültig auch für die anderen Problemfälle derselben Gruppe gilt (abstrahere = lat. herausziehen). Sie entwickeln aus der Einzelfalllösung die Grundregel (Theorie), die für alle ähnlich gearteten Fälle ebenso gilt. Sie bieten Überblick.

Ziel: Eine allgemeingültige Lösung (Theorie) für das eingangs geschilderte Problem und vergleichbare Fälle zu finden.

»Damit komme ich zum zweiten Punkt meiner Präsentation, dem Aufgabenprofil der KISS. Jede Selbsthilfe­gruppe braucht folgende Unterstützung... Unsere Kontaktstelle kann helfen in folgenden Fällen... Es entsteht in unserer Stadt folgender Nutzen...«

5. Umsetzung in die Praxis

Vollenden Sie den didaktischen Fünfschritt, indem Sie jetzt die Lösungstheorie zurück in die Praxis der Zuhörer führen, sie transferfähig machen:

»Wenn Sie diese Schwierigkeit vermeiden wollen, beachten Sie also folgendes...«

»Immer wenn... dann...«

»Viele Menschen in unserem Landkreis sind in Schwierigkeiten geraten. Wenn Sie mithelfen wollen, dass für diese Menschen die Suche nach gegenseitiger Hilfe Erfolg haben soll, dann tun Sie bitte folgendes...«

Literaturtipp

Heinrich Fey/Gudrun Fey: Sicher und überzeugend präsentieren, fit for business, 1998.