Aufwärm-, Lockerungsübungen

Seite 1: Rational-Analytisch

Neben körperlichen Aufwärm- und Lockerungsübungen, die früh am Morgen oder nach dem Essen für gute Durchblutung und Aktivierung bei überwiegend sitzender Tätigkeit sorgen, gibt es eine Vielzahl von geistigen Aufwärm- und Lockerungsübungen.

Losgelöst vom ernsthaften Thema der Teilnehmerrunde sollen sie erinnern an das spielerische, zweckfreie und grenzenlose Fantasieren in der Kindheit und damit einstimmen, auflockern und motivieren. Sie sollen hinführen in eine Haltung und Stimmung des freudigen Suchens, Findens und Experimentierens durch Spielen oder Tanzen mit dem Problem.

Die Übungen empfehlen sich sowohl als Einstieg und Vorlauf einer Fantasiephase als auch mittendrin, wenn der Gedankenfluss erlahmt oder man in »Sackgassen« gelandet ist. Je nachdem, ob der Fantasiephase ein gut- oder schlechtstrukturiertes Problem zu Grunde liegt, kann man auch die Aufwärmübungen eher rational-analytisch oder emotional-intuitiv ausrichten.

Rational-Analytisch

Zur Einstimmung auf die eher rational-analytischen Methoden zur Bearbeitung gutstrukturierter Probleme eignen sich Übungen zum Denken in Vielfalt und in Alternativen wie z.B.:

  • Gemeinsame Eigenschaften suchen
    Ein Teller ist im Allgemeinen weiß und rund - was alles ist noch weiß und rund? (Tennisball, Milchflasche, Kochtopf, Weichkäse, Toilettenrolle,...) Was alles ist: rot und essbar, oder was erfüllt die drei Eigenschaften: hart, lang und für Kinder... ?
  • Andere Verwendungen suchen
    Von einem Teller pflegt man zu essen. Man kann ihn jedoch auch als Obstschale benutzen, als Wurfgeschoss, als Geldsammelbehälter, bemalt als Wandschmuck, als Vogeltränke im Garten... Welche Verwendungsmöglichkeiten gibt es alles für: ein Blatt Papier, einen Kaugummi, einen Autoreifen, einen Backstein?
  • Denk-Muster erkennen
    Hier sei auf die Übungen verwiesen, die ebenfalls ein scharfes Nachdenken und eine rationale, analytische Vorgehensweise erfordern. Weiter soll dieser Typ von Übungen hier nicht vertieft werden, da sich diese Broschüre vorwiegend mit Methoden zur Lösung schlechtstrukturierter Probleme beschäftigt, die eher ein intuitives Vorgehen nahe legen.
Seite 2: Emotional-Intuitiv

Emotional-Intuitiv

Diese Übungen sind geeignet, die Teilnehmer sehr schnell in Fantasiewelten zu entführen und sie sich dort entfalten zu lassen.

Geschichten erfinden

Besonders geeignet ist die gemeinsame Entwicklung von Geschichten, die auf vielfältige Weise angeregt werden kann.

  • Es war einmal...
    Der Moderator beginnt eine Geschichte, ein Märchen oder eine Fabel zu erzählen, bricht nach wenigen Sätzen ab und bittet den nächsten Teilnehmer die Geschichte fortzusetzen; der bricht nach wenigen Sätzen ebenfalls ab und bittet den Nächsten usw., bis jeder ein Stück an dem Geschichtsfaden gesponnen hat. Dies kann von einem »Erzählstein« begleitet sein, der dabei weitergereicht wird, oder von einem kleinen Ball, der demjenigen zugeworfen wird, der mit der Geschichte fortfahren soll.
  • Geschichten mit Nonsens-Vorgaben
    Der Moderator verteilt Zettel an Kleingruppen mit einer Frage, die in der Gruppe diskutiert und beantwortet werden soll. Die Frage enthält jedoch einen unsinnigen Begriff, und die Gruppe darf nicht zurückfragen. Beispiele: «Wie sähe unsere Welt aus, wenn jeder Mensch einen Ringo besitzen würde?» »Wie wird man mit einem Stabsus in den Akten fertig?« »Was machen Sie, wenn Sie überraschend einem Cloof in der Straßenbahn begegnen?«
  • Geschichtenelemente
    Erstellen Sie eine Liste nach nebenstehendem Muster, die z.B. 18 Begriffe umfassen kann. Dann bilden Sie drei Kleingruppen und lassen sich von jeder Gruppe sechs Mal eine Zahl zwischen 1 und 3 zurufen. Sie markieren die so gewählten Begriffe aus jeder Spalte und bitten die Kleingruppen, mit den ermittelten Elementen in 5 Min. eine kleine Geschichte zu entwickeln, die anschließend im Plenum vorgetragen wird.
  • Zeitungsmeldungen erfinden
    Der Moderator schneidet aus einer Tageszeitung Überschriften aus, die - ohne den dazugehörigen Text oder das Bild - mehrdeutig sind. Jede Kleingruppe bekommt eine Überschrift und soll in 5 Min. eine dazu passende »sensationelle« Zeitungsmeldung von höchstens 10 Zeilen erfinden. Die wird später im Plenum vorgetragen und kann bei Interesse auch mit dem Originalartikel verglichen werden.
  • Geschichten erzählen
    Eine andere oder zusätzliche Möglichkeit der Einstimmung auf die Fantasiephase ist das Erzählen von Geschichten, Märchen oder Fabeln durch den Moderator. Dies können Geschichten mit einem Bezug zum Thema sein, aber auch Geschichten, die bestimmte Aspekte der gemeinsamen Arbeit betreffen. Wenn z.B. ein dezenter Hinweis darauf gegeben werden soll, dass Teamarbeit und Kooperation bei der kreativen Lösungssuche mehr Erfolg versprechen als individuelle Lösungen einzelner, könnte folgende Geschichte erzählt und bei entstehenden Konkurrenzsituationen auf sie Bezug genommen werden.
  • Wie sieht ein Elefant aus?
    Man hatte einen Elefanten zur Ausstellung bei Nacht in einen dunklen Raum gebracht. Die Menschen strömten in Scharen herbei: Da es so dunkel war, konnten die Besucher den Elefanten nicht sehen und so versuchten sie, seine Gestalt durch Betasten zu erfassen. Da der Elefant groß war, konnte jeder Besucher nur einen Teil des Tieres greifen und es nach seinem Tastbefund beschreiben. Einer der Besucher, der ein Bein des Elefanten erwischt hatte, erklärte, dass der Elefant wie eine starke Säule sei; ein Zweiter, der die Stoßzähne berührte, beschrieb den Elefanten als spitzen Gegenstand; ein Dritter, der das Ohr des Tieres ergriff, meinte, er sei einem Fächer nicht unähnlich; der Vierte, der über den Rücken des Elefanten strich, behauptete, dass der Elefant so gerade und flach sei wie eine Liege.
  • Rollenspiel / Sketch
    Wenn geplant ist, in der Fantasiephase die Methode des Rollenspiels einzusetzen, kann es hilfreich sein, bereits bei den Aufwärm- und Lockerungsübungen die Möglichkeit des spielerischen Wiederentdeckens dieser Technik anzubieten. Zum Beispiel kann mit einfachen Strichzeichnungen eine Anfangs- und eine Endsituation vorgegeben werden. Die Teilnehmer haben die Aufgabe, die dazugehörige Geschichte selbst zu erfinden und im Rollenspiel umzusetzen.(Beispiel aus TASK-Spielkarten, a..a.0.).
  • Meditation / Zeitreise
    Im Einzelfall können auch musikalisch untermalte und ggf. mit Texten geführte Meditationen sehr gut geeignet sein, die Gegenwart und ihre Sachzwänge abzustreifen und sich innerlich frei zu machen für ein unbeschwertes Fantasieren. Dies ist jedoch von Seiten der Moderation vorsichtig und mit viel Fingerspitzengefühl zu handhaben. Nicht jeder möchte sich ungefragt auf eine »Reise in sein Inneres« begeben oder Autogenes Training machen. Es besteht durchaus die Gefahr, dass Teilnehmer sich unwohl fühlen, weil sie glauben, gegen ihren Willen - durch den Gruppendruck - daran teilnehmen zu müssen. Unproblematischer - weil weniger die eigene Psyche berührend - sind Zeitreisen. Hier werden die Teilnehmer - akustisch untermalt - durch Beschreibungen in andere Welten und Zeiten entführt, in die das Thema verlagert wird. (Beispiele und Anregungen zur Gestaltung von Fantasie- und Zeitreisen in Müller, Else, a.a.0.)