Denkfehler

Wissenschaftler haben in vielen Untersuchungen herausgefunden, dass es typische Denkfehler gibt, die das angemessene Reagieren in komplexen Entscheidungssituationen behindern. Hierzu zählen z.B. die Annahmen (nach Gomez/Probst: »Vernetztes Denken...«):

  • dass Probleme als Fakten objektiv gegeben sind und eindeutig formuliert werden können (stattdessen handelt es sich um Meinungen, die von der Person, dem Gesichtspunkt, der Betroffenheit, der Werthaltung usw. abhängen);

  • dass jedes Problem nur eine einzige Ursache hat und in einer linearen Ursache-Wirkungskette erklärt werden kann (während die Probleme in unserer komplexen Welt i.d.R. mehrere Ursachen haben, die durch Beziehungen miteinander verbunden sind);

  • dass die Kenntnis des aktuellen Ist-Zustandes eines Problems für die Lösungssuche ausreicht (womit jedoch die Dynamik der Problem-Entwicklung und des Prozesses im Zeitablauf mit ihren Wechselwirkungen, Abschwächungen, Aufschaukelungen usw. verborgen und damit auch unberücksichtigt bleibt);

  • dass künftiges Verhalten von Menschen mit viel Informationen sicher prognostizierbar wird (während man eigentlich nur verschiedene Zukunftsszenarien auf der Grundlage unterschiedlicher Annahmen entwickeln kann);

  • dass wir jede Problemsituation auch »beherrschen« können, wenn wir nur die nötigen Mittel hätten (während wir mit immer mangelhafter Information und fehlender, eindeutiger Prognose komplexe Systeme - vor allem die, in denen Menschen wirken - nicht beherrschen, sondern bestenfalls nur beeinflussen können);

  • dass ein »Macher« jede Problemlösung in der Praxis auch durchsetzen kann (wobei die nicht beeinflussbaren Rahmenbedingungen und Eigenaktivitäten des »Systems« vergessen oder falsch eingeschätzt werden);

  • dass mit der Einführung der Lösung das Problem als erledigt betrachtet werden kann (während mit der Einführung und Veränderung sich erst zeigt, ob die Lösung wirkt, wie sie wirkt und welche neuen Fragen, Situationen und »Probleme« sie aufwirft).

Am Lehrstuhl Psychologie II der Uni Bamberg haben Professor Dörner und seine Assistenten in vielen Testreihen und Computersimulationsmodellen nachgewiesen, wie unausgebildet, aber auch begrenzt unsere Fähigkeit des vernetzten Denkens in komplexen Situationen ist. Auch mit allen verfügbaren Mitteln, Finanzen, Durchsetzungsmöglichkeiten usw. ausgestattet, haben Testpersonen in bester Absicht früher oder später die zu regierenden Modell-Städte, -Länder, -Betriebe etc. ruiniert, wobei die jeweiligen typischen Denkfehler sichtbar wurden. Auch ohne Universitätszugang können Laien mit dem Simulationsspiel "Ökolopoly" von F. Vester (Brett- und PC Version) näherungsweise diese Erfahrung machen und damit »trainieren«.

Interessierte werden auf die weiterführende Fachliteratur verwiesen (z.B. Gomez, Probst, Ulrich, Vester, Dörner, Strohschneider, Von der Weth, a.a.0.).

Obwohl sie sehr spannend sind, soll an dieser Stelle nicht tiefer auf diese Zusammenhänge eingegangen werden. Ein methodischer Lösungsvorschlag zum vernetzten Denken wird unter »Techniken« kurz vorgestellt.